Eine ungehinderte Reise durch das eigene Leben, eine Idealvorstellung.
Sie baut auf eine zauberhafte Märchenwelt.
Aber auf alles, was kommt, schon vor dem Zusammentreffen vorbereitet zu sein, ja das wäre eine Ideallösung.
Dann kann ich, schon bevor ein vielleicht verzwickter Punkt in Leben erreicht wird, rechtzeitig meinen Fahrstil darauf einstellen und notwendigen Weichen darauf ausrichten. Nach einer sorgfältigen Vorbereitung gerät das Leben weder aus den Fugen noch kann es aus den Gleisen springen. Geschmeidig und mit ausgeklügelten Manövern ziehe ich an den kritischen Punkten vorbei, bringe sie mit Hilfe geschickter Ausweichmanöver so schnell wie möglich hinter mir, um dann wieder im alten Gleis und gewohnten Trott die Reise durch das Leben weiter fortzusetzen.

Stattdessen treffen mitunter mitten in den alltäglichen Trott erschütternde Ereignisse ohne Vorwarnung ein. Sie geben weder Zeit auf Umstellung der Taktik, noch auf Einstellung der notwendigen Weichen, die den kritischen Punkt ausweichen oder zumindest auf den schnellsten Wege daran vorbeiführen.
Diese nicht alltäglichen Ereignisse landen ungerufen und wie kleine unsichtbare UFO mit Widerhacken mitten ins pralle Leben, halten sich mit ihnen hartnäckig und unlösbar in den grübelnden Gedankengängen fest und belagern den Alltagstrott mit ihrem Störfeuer. Auf diese Weise folgen sie wie Schatten, die die Sonne verschwinden und die Tage verdunkeln lassen. Und ohne Aussicht auf Rückzug halten sie solange beharrlich fest, bis der kritische Punkt vorbei und aus der Sichtweite ist.
Und alles geschieht im Zeitkanal mit seinen unveränderbaren Parametern. Auch für den kritischen Punkt eröffnet der Zeitkanal keine zweite Leitung als Weiche für seine Überführung außerhalb der Sichtweite. 24 Stunden mit 60 Minuten pro Stunde, das ist das Standardmaß und muss für jede Gelegenheit und für jeden auch noch so kritischen Punkt reichen. Durch den Kanal muss alles hindurch gezerrt werden, koste was es wollte.
Das zerrt nicht nur an den Nerven sondern auch an der Kraft und Lebensfreude.
Ohne Überlebenskünste kann Mensch die kritischen Punkte oft nur schwer durch den Zeitkanal schieben.
Überlebenskünste sind so vielfältig, wie es Menschen gibt.
Wird es eng, ist ein Weg der Flucht ein mögliches Mittel– nur weg hier.
Aber wie soll Mensch fliehen, ohne Zeit und Raum zu verlassen?

Schöngeistige Getränke stellen sich gern als Fluchthelfer zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe gelingt es für ein paar Stunden, dem aktuellen Zeitkanal zu entfliehen. Sie erwiesen sich für so manchen als wahre Künstler und malen die Welt in schillernden Farben wieder schön und bunt. Ein trudelndes Volksfest auf einem Marktplatz könnte bunter nicht sein. Aber die flüchtigen Stoffe der schöngeistigen Getränke entzieht sich und damit schmerzhaft die schöne bunte Welt. Sie lassen fallen und stoßen brutal in den engen Zeitkanal zurück und in einen bejammernswerten Zustand mitten im kritischen Punkt, der sich jetzt mehr den je als ein verworrenes Knäuel aus Stahlseilen um den Kopf windet.
Verdrängung lässt nach einem physikalischen Gesetz verschwinden, was dem prallen Leben im Weg steht
Mit ausreichender Gewichtigkeit funktioniert das Prinzip der Verdrängung und das, was im Wege steht kann an den äußeren Rand verschoben werden. Entscheidend dafür sind Kraft und Druck. Auf diese Weise lässt sich sperren, was ungerufen durch den Zeitkanal drängen will. Aber wie das Rad der Geschichte sich nur in eine Richtung drehen lässt, lassen sich die kritischen Punkte nur in eine Richtung bewegen. So dauerte es auch nicht lange und der Gegendruck stieg proportional mit dem Druck an, der Stau ist vorprogrammiert und wenn der Kopf platzen solle, dann muss in das Prinzip der Verdrängung ein Ventil eingebaut werden.
Aber wohin kann das Ungewollte entweichen?

LaWe