wieder im Leben

Seit ein paar Tagen ist Sohnemann wieder mitten im Leben.

Er lag brach, suchte wie ein blindes Huhn nach Einstiegsmöglichkeit in die Berufswelt. Das ist heut nicht mehr einfach, denn die Wirtschaft selektiert intensiver denn je, wen sie aufnimmt. Die Einstiegslücke ist sehr eng für den, der weit von der Elite entfernt ist.

Wer draußen ist, ist auch an den Rand der Gesellschaft gedrängt und muss nach neuen Einstiegsmöglichkeiten  suchen. Aber diese Suche ist extrem schwer für den, der sich während der frühen Jugend noch keine Lebensperspektive geschaffen hat und sich vom  Druck in den Schulen ist zermürben lies. Das führt schon zur Resignation, bevor diese von außen erkannt wurde. Manchmal  der  Betroffene selbst ist sich manchmal darüber nicht im Klaren, dass er sich hat einschüchtern lassen und schon vor dem ersten Schritt resigniert hat.

Sohnemann hat sich auch einschüchtern lassen, Von den vielen Reden “Was soll aus euch werden ?”, wenn die Zensuren nicht die besten sind.

Wenn wir uns heut unterhalten und ins Gespräch kommen, dann höre sich so nebenher formulierte Sätze, die von seinen Ängsten sprechen, die von Coolnis überlagert werden.

Doch nun steigt er wieder ins Leben ein und bastelt wieder an seiner Lebensperspektive.

LaWe

bonanzaMARGOT - 26. Aug, 12:15

ja, mir gings genauso, obwohl die perspektiven anfang der achtziger noch besser waren. aber bereits damals ging es langsam abwärts mit diesem armleuchter kohl als bundeskanzler, der mit reden kam wie, deutschland sei kein freizeitpark. schon damals wurde so langsam stimmung geschürt gegen sozialhilfeempfänger und arbeitslose, indem man sie sozialschmarotzer titulierte. nach dem motto: jeder kann arbeiten, wenn er nur will. und das sagen meist die, denen mehr oder weniger alles in den schoß fiel, die privilegiert sind vom elternhaus, ihrem ehrgeiz oder ihrer begabung her. nicht jeder kann furchtbar schlau sein; und nicht jeder ist ein "ellbogentyp", der sich mit der großen klappe voran ohne rücksicht auf verluste durchs leben kämpft. und schon gar nicht jeder hat vom elternhaus gute voraussetzungen, und da meine ich nicht nur die kohle, sondern auch oder hauptsächlich die geborgenheit, das verständnis und die psychische unterstützung.
außerdem finde ich es entwürdigend, wenn man genötigt wird, jede arbeit anzunehmen, egal wie schlecht bezahlt und wie krude die arbeitsbedingungen sind.
vorallem wenn man älter wird, ist es nicht mehr ganz so einfach, sich unterzuordnen, und sich zusammenscheißen zu lassen.
es ist schon ziemlich mies dadraußen in der arbeitswelt, dadraußen im dschungel.
ich wünsche deinem sohnemann, dass er irgendwie die kurve kriegt, dass er ein paar erfolgserlebnisse verbuchen kann, dass er gute chefs und kollegen bekommt.

Lange-Weile - 26. Aug, 15:13

Besonnenheit ? Besonnenheit !

Hallo Bo.,

danke für die guten Wünsche für Sohnemann.

Leider drehen heut viele an die Knöppe und makieren den großen Mann, doch wenn man hinter die Kulissen schaut, sieht man oft eine erbärmliche Gestalt.

Bezeichnend war für mich eine kleines unbedeutendes Erlebnis, dass ich mit meinem Sohn als Mutter hatte.
Ich war in Hektik - wir wollten die nächste Bahn erreichen - und deshalb trieb ihn eher kreischend als ruhig und besonnen an. Bevor ich das Haus verlassen konnte, sollte das Waschprogramm der Waschmaschine zu Ende sein, aber die tüddelte noch so vor sich hin. Ich stand mit dem steifen Finger vor den Ausschaltknopf und fluchte vor den Augen und Ohren meines Sohnes - immer noch kreischend - vor mich hin. Ich glaube mich damit in vollen Recht. Mir stünde dieses Gebahren zu, weil ich der Chef der Familie bin.

Später führte mein Sohn mir meinen Auftritt in meiner Hektik und seinen Augen vor. Vor ihn stand nicht mehr die Mutter, seine Mutter, sondern eine mit Flügel schlagende und laut gackernde Henne. Als er mir diese Art "Auftritt" bewußt machte, schlug in - zumindest innerlich - meine Augen beschämt nach unten.

Wie konnte ich so die Kontrolle über mich verlieren ?

Vielleicht weil ich in der Familie eine kleine Machtposition inne habe und diese auch manchmal über solch kleine Einlagen ungesund auslebe.

Die jungen Menschen durchschauen aber nicht nur ihre Schutzbefohlenen, sondern auch die zahlreichen Chefs, die im Glauben an ihre Macht und vielleicht Rausch in ihrer Macht sich ähnliche sinnlose Auftritte leisten, wie ich meinen soeben schilderte. Das macht das Unterstellungsverhältnis für einen Angestellten oder Auszubildenen schwer. Sie durchschauen ihre Chefs und die ihre Besonnenheit im Umgang mit den Angestellten schon lange verloren haben und der Angestellte erlebt den Chef eher in seinen Schwächen statt in seiner Kraft und Stärke.

"Wie der Herr so das Gescherr " und das sehe ich auch gesamtgesellschaftlich - wir befinden uns jetzt ja wieder in der Schlammschalcht der Wahlvorbereitung und da kann man wieder sehen, wie sehr die Poliker bereit sind über Leichen zu gehen und das nur, um wieder an die Macht zu kommen ;-).

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 26. Aug, 16:22

lawe, durchschaut hatte ich die ganze hierarchie-kacke ziemlich schnell - also auch das ganze drumrum: die arschkriecherei, das ducken, die lügen, die selbstlügen, den bedingten, falschen ehrgeiz etc.
emotional durchschaute ich den mist schon in meiner schulzeit. geistig kam ich dann in der folge im berufsleben peu a peu dahinter. es gibt nicht viele möglichkeiten. bestenfalls hat man glück mit dem arbeitsplatz, weil man gute chefs und kollegen hat. doch ist das keine garantie für die zukunft. oder man landet in einem scheißhaufen, wo man entweder mit den wölfen heult (wenn man das kann) oder sich ins abseits bzw. gar kontra stellt - das hält man aber nicht sehr lange aus.

ja, es fängt für einen jungen menschen beim hinterfragen der elterlichen autorität an - die eigenen eltern nicht mehr als das nonplusultra anzusehen sondern auch als menschen mit schwächen, impulsiven gefühlen ...
die fassaden müssen bröckeln, damit wir uns auf gleicher höhe in die augen schauen können.
du mußt deinem sohn nichts vorspielen. klar, besonnenheit ist immer besser, auch für sich selbst, um eine kritische situation zu meistern.
Lange-Weile - 27. Aug, 08:28

Selbstzweifel

Hallo Bo,.

ja..so hat jeder individuell sein Konzept entwickelt - meist ja schon als Kind - und weiter ausgebaut um in Leben weiter zu kommen. Und wer an die Spitze will, dies aber aus eigener Intelligenz nicht schafft, wendet eben andere Methoden an um wenigsten in der Nähe derer zu sein, die an der Spitze sind.

Mit dem Durchschauen hat es bei mir etwas länger gedauert, denn ich wollte niemanden das unterstellen, was ich sah, als stelle ich das in Frage, was ich sah und so war mein Weg lange Zeit mit Selbstzweifel gepflastert und die hab ich mit Fantasie für mich begehbar gemacht.

Heut sehe ich die Konzepte und spüre, wie sie mir meinen Blick auf die Wahrheit verschleiern sollen. Ich nehme ich zar zur Kenntnis, lasse mich jedoch nicht mehr davon beeindrucken. Das kann ich mir leisten, denn ich muß mich keinem System mehr unterordnen. Systeme, wie sie sich unter den Kollegen entwickeln und ihre Eigendynamik entwickeln. Damit hab ich mir eine Menge Probleme vom Hals geschaffen. Sollte ich mich wieder so einem "ungesunden" System unterordnen müssen, hätte ich sicher wieder ein großes Problem. :-(

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 31. Aug, 14:44

das vertrackte ist ja, dass man keinen einzelnen wirklich verantwortlich an einem system machen kann. sie spielen halt alle mehr oder weniger mit. und einige, die sind kacke gut begabt, sich in ein system mit haut und haaren zu integrieren - heute noch sozi, morgen nazi und übermorgen kapitalist.

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