Recht geschrieben?

In unserem Wohngebiet wurde eine Sporthalle zur Bemalung von außen frei gegeben, so dass sich die Sprayer an zugelassenen Wänden austoben konnten.

Aus der Ferne betrachtet, wirken dieser Bilder wahnsinnig chaotisch auf mich und wenn ich Kopfschmerzen habe, kann ich sie gar nicht ansehen, ohne das es gleich wieder in meinem Kopf schmerzvoll zuckt.



Diese Sporthalle ist noch ein alter DDR-Bau, aber noch voll im Betrieb. Sohnemann schleppte mich heut dahin, damit ich mir endlich mal die Künste der Jugendlichen ansehe.

Und erst einmal sah alles wieder für mich chaotisch aus und so blieb auch mein Blick flüchtig. Doch dann sah ich den neu geprägten Begriff für Armut in Deutschland im Getümmel von Farben und Figuren und dass nur, weil es der Schöpfer mit der Rechtschreibung nicht so ernst nahm.



Aber bei Nahem betrachtet - und das sah ich erst hier auf meinem Bildschirm - wurde Hartz IV doch richtig geschrieben und damit meine ich nicht nur die Rechtschreibung.



Ja, so sieht die heranwachsende Jugend das soziale Netz unseres Landes und das am 60. Geburtstag der BRD.

LaWe

bonanzaMARGOT - 23. Mai, 12:48

der druck ist ziemlich groß heute. wenn man als junger mensch durchschnittlich begabt und motiviert ist, ist es unter umständen zufall, ob man im leben auf die füße fällt. am weitesten kommen die rücksichtslosen streber. und dann gibts noch ein paar, die vom elternhaus als starthilfe (oder ein leben lang) zucker in den arsch geblasen kriegen.
es ist hart, weil sich niemand wirklich um die jungen menschen bemüht. sie wachsen in einem scheiß gesellschaftlichen klima auf. hartz 4 wird da zum synonym für eine lebenseinstellung: man ist schon tot, bevor man geboren wurde.
auf der anderen seite hat sich die jugend auch in schwierigen zeiten immer durchgesetzt - für das leben und eine hoffnungsvolle zukunft.

Lange-Weile - 23. Mai, 18:27

fatale Sätze

Hallo Bon.,

ich glaube auch, dass viele Jugendlichen schon resigniert haben, bevor sie die Schule verlassen haben. Das geschieht sicher nicht bewußt - aber solche Sätze wie :"Das hat sowieso keinen Zweck" sind fatale Sätze, wenn sie den Lebenslauf beeinflussen.

Der Druck der Neuzeit macht die Menschen irgendwie kaputt und vielleicht kriegen noch nicht mal die Eltern mit, wenn ihre Schützlinge resigniert haben?

Vor ein paar Tagen gingen junge Leute vor mir und an ihrem Gespräch konnte ich erkennen, dass sie sich auf ein als Hartz IV - Empfänger schon einstellen. Aber junge Menschen, die sich die Hörner nicht abstoßen - in der Arbeitswelt - haben zu viel Energie, die zerstört als nüzt.

Die Zeit wird es zeigen, wie es mit den Jugendlichen weiter gehen wird.

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 24. Mai, 18:35

die eltern sind ja in den selben verfluchten stress eingebunden. sie leben meistens schon in dem konsumgebaren, in welches ihre kinder erst hineinwachsen. allerdings auch sehr schnell hineinwachsen. die industrie streckt ihre fühler bis in den intimsten privatbereich der familien und menschen aus - und es läßt sich dummerweise gar nicht vermeiden. das einzige, was eltern machen können, ist ... mit gutem beispiel voran gehen ...; aber dazu braucht man ja quasi einen erwachsenen-moral-heiligenschein - und wer ist schon so straight drauf ...; außerdem muß man sich ja auf die welt der kids einlassen und darf sich nicht zu fremd und entfernt zu ihrer erlebenswelt stellen ...
eine echte zwickmühle also.
der einzige gangabare weg ist "offenheit".
und liebe.
viel liebe. ich meine die liebe, die einfach da ist. die liebe, die vertrauen und nähe schafft. die liebe, die uns das gefühl von geborgenheit vermittelt.
die liebe, die ...
liebe ist.
Lange-Weile - 26. Mai, 20:48

So oder so

Hallo Bonanza,

ja..die Mühle, die sich jeden Tag dreht - wer sich zu sehr von ihr mitreißen läßt, wird von ihr zerrieben und für die Kinder bleibt keine Liebe mehr. Die spüren es, wenn es um Tauschgeschäfte geht - Konsum gegen Liebe. Doch Liebe ist kein Konsumartikel, das man weder kaufen noch konsumieren kann.

Doch wer jung ist, will sich auch in der Wirtschaft bewähren und dort wird eben mit harten Bandagen gekämpft. Irgendwie beißt sich da die Katze in den Schwanz.

Du beschriebst das was ich mit Bewußtheit meine mit Offenheit. Wer sich selbst im Mühlrad erkennt, kann sich rechtzeitig raushieven - noch bevor er aufgerieben ist und er keine Energie für seine Kinder hat.

Der Druck trifft auch die Hartz IV-Empfänger, doch wirkrt er auf eine andere Richtung auf die Menschen aus. Während der eine sich den Arsch nach Geld abstrampelt und zu viel konsumiert, müssen die anderen sich den Arsch abstrampeln, um mit den geringen Mitteln überleben zu können, ohne dabei ihre Würde zu verlieren.

Aber ich weiß nicht, wieviele Menschen sich allein nur über ihre Arbeit definieren und ohne sie das keine eigene Identifikation besitzen.
Und doch bleibt "jeder seines Glückes Schmied" und es bleibt jeden frei, das "beste aus seiner Situation" zu machen.

Aber das ist wieder leichter gesagt als getan. Ich kann gar nicht mehr nachzählen, wie oft ich mit solch banalen Sätze meinen Lebensmut wieder eingefangen habe.

Ich wünsche dir noch eine schöne Woche

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 27. Mai, 12:19

ja, man kann sich gegenseitig nur viel glück wünschen und darf nicht den mut verlieren. uns gehts doch gut ... wenn nur nicht alles so kompliziert und kräftezehrend wäre.
Lange-Weile - 27. Mai, 13:21

Lebensgefühl will gelernt sein

Hallo BonanzaM.

erstaunlich. wie viele Varianten ich aus deinem Namen machen kann ;-) - Bonanza erinnert mich an einen Schlager und eine Filmserie.

Im Grunde geht es uns in Europa ja gut - im Vergleich mit dem weltweiten Geschehen und den Problemen, die in den armen Ländern anstehen.
Wir haben uns schon viele Wünsche erfüllt was z.B. die Technik angeht, die wir täglich im privaten Bereich nutzen. Aber sie hat uns nicht wirklich glücklicher gemacht.

Viele lassen es zu, dass der Job oder die Arbeitslosigkeit sie auffrisst, vielleicht weil sie vergessen haben, was Leben und Konsum unabhängiges Lebensgefühl ist.

Ich erinnere mich, das sich nach 20 Jahre rauchen nicht mehr wusste, wie es ist, nicht mehr zu rauchen, bis ich dann endlich in der Kinderzeit ankam und mich erinnerte, wie leicht das Leben doch ohne Zigarette war und die Sehnsucht nach dieser Leichtigkeit meinen Willen dann endlich stärkte, die Zigarette nach schweren Ringen aus der Hand zu legen.

Leider wird unserer Leben heut als lebenswert gesehen, wenn de Mensch konsumieren kann und vielleicht fühlen sich deshalb die Jugendlichen armer Familien von der Gesellschaft so ausgestoßen .

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 27. Mai, 13:36

mensch gewöhnt sich schnell an einen lebensstandard, an die ehefrau und den elektrischen strom und vergißt leicht, dass alles nicht selbstverständlich ist - ebenso die gesundheit, das wasser aus dem hahn und ein voller kühlschrank.
wer im konsum aufwächst, lebt auf hohem niveau unglücklich. es gibt menschen, die sich in einer solch oberflächlichen welt ganz gut bewegen und auch relativ wohl fühlen. ich dagegen bin ein ewiger haderer und griesgram - wozu eigentlich? mir gehts doch gut. keine ahnung, wie ich es geschafft habe, 47 zu werden. an manchen tagen habe ich das gefühl, mein leben wäre ein traum, und ich bin gerade erst heute auf die welt gekommen. demgemäß fühle ich mich: noch ganz verklebt, und ich begreife absolut nicht, was um mich herum vorgeht.
irgendwann ist aller tage abend, und wir müssen abschied nehmen vom leben, was auch immer das war.
"was, es ist schon so weit?"
"dachtest du, es geht ewig so weiter?"
"bisserl plötzlich ... finde ich."
"das sagen fast alle."
"ach so."
"willst du noch was loswerden?"
"scheiße ..."
Lange-Weile - 28. Mai, 11:47

Erfüllung

Hallo Bonanza,

"auf hohem Niveau unglücklich" - eine sehr gute Formulierung, denn man kann sehen, wie sie ihre permanente Jagd nach Glück gestalten und dazu gehören auch die kosmetischen Operationen um auf diese Weise ihre Jugend einzufrieren. Ist das nicht auch bezeichnend für einen absoluten Stillstand an Reife - menschlicher Reife?

Auf diese Weise erfüllt sich das Leben nie und am Ende kommt dann der Katzenjammer, den du auf humorvolle Weise beschreibst.

Doch worin besteht die Erfüllung des Lebens überhaupt?

Ich komme jetzt mit großen Worten - ich denke, dass ist die Suche nach dem Lebenssinn, etwas ganz individuelles, denn manche erst finden, wenn sie sterbens krank geworden sind. Das grausame Leben hatte sie gezwungen, einfach inne halten, um zu überprüfen, wo sieüberhaupt stehen und oder an richtigen Stelle stehen.

Mein Vater - ein bescheidener Mann - leitetet sein Testament für uns Kinder mit den Worten ein :"Ich hab ein erfülltes Leben gehabt..." und das finde ich als eins seiner Kinder mehr als erstrebenswert. Vielleicht fällt es mir dann leichter zu gehen, wenn es an der Zeit ist.

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 28. Mai, 12:57

das mit der menschlichen reife ist ein mythos, wenn man zu viel davon erwartet. in gewisser weise übertünchen wir als erwachsene lediglich unserere schwächen, gehen vielleicht etwas planvoller vor und werden insgesamt ruhiger. vieles muß man nicht mehr erleben, weil man genug davon erlebt hat. im besten fall erkennt man, dass wahres glück (bzw. zufriedenheit) in der bescheidenheit liegt - materiell wie personell. es ist aber auch einfach eine charaktergeschichte. ich mag menschen nicht, die das maul weit aufreißen, sich vordrängeln und wichtig machen ... die mochte ich schon in meiner kindheit und jugend nicht.
das erwachsenenleben ist vorallem deshalb hart, weil man früher oder später erkennen muß, dass man ganz allein für das verantwortlich ist, wie man lebt (glücklich oder unglücklich). das unglück, die schicksalsschläge, die uns in den jahren widerfahren, müssen wir bewältigen - ohne dass wir verbittert den kopf in den sand stecken, oder die anderen (die gesellschaft) dafür verantwortlich machen. glücklicherweise leben wir in einem reichen land, wo man selbst am unteren sozialen rand der gesellschaft noch halbwegs passabel leben kann (ausnahmen bestätigen die regel). die meisten probleme, die wir haben, sind hausgemacht - machen wir uns selbst.
nein, ich will gar nicht so furchtbar erwachsen sein, aber ich werde freilich oft z.b. im beruf in diese rolle gedrängt. mein gott, wenn ich an meine zukunft als rentner denke, wird mir schlecht. selbst mit der riesterrente werde ich nicht mal aufs existenzminimum kommen - oder gerade so.
vielleicht wandere ich dann nach bali aus oder in ein anderes land, wo man mit 900 euro rente leben kann. ist doch paradox: die ausländer kommen von den armen ländern zu uns, um geld zu verdienen, für ein besseres leben; und unsere rentner wandern aus dem selben grunde aus.
na ja, mal abwarten. bis ich 67 bin, gehen noch ein paar jahre ins land. wenn ich denn nicht vorher auf der strecke bleibe.
wenn ich richtig "erwachsen" wäre, würde ich nicht so leichtsinnig leben. die deutschen sind so furchtbar steif und bürokratisch ...
ich vermisse oft die warmherzigkeit, das offene gemüt ... und die toleranz, schwächen und fehler zu verzeihen. stattdessen oft abgrenzung und vorurteile. wir könnten uns alle das leben leichter machen, wenn wir mit mehr verständnis, respekt und zurückhaltung miteinander umgingen ...
gut, die zurückhaltung gebe ich manchmal in diskussionen auch schon mal auf. aber den respekt vor meinem gegenüber behalte ich.

schön, dass es noch warmherzige und offene menschen gibt ...

lieben gruß
bon.
Lange-Weile - 28. Mai, 22:41

Was soll aus uns werden?

Hallo Bon.

ja das Leben auf der Erde gestaltet sich machmal paradox. Während die einen ihr Glück hier suchen, suchen die anderen ihr Glück dort, wo die Einwanderer herkommen und jeder ist der Hoffnung, dass ich seine Vorstellung von Glück erfüllt.

Wir Deutschen werden ja auch in Flimen als militärisch zackig aufgezeigt. Wir sind gründlichst und zuverlässigst und sicher gibt es noch ein Reihe von superlativen, was das deutsche Naturell beschreibt. Und wenn wir uns selbst in der Geschichte betrachten, sind wir Deutschen schon wahnsinnig locker geworden.

Erwachsen zu sein und das "Kind im Mann (oder Frau" nicht verkümmern zu lassen, ist eine Kunst, die erst erlernt werden muß.

Erst strampelt sich der junge Mensch ab um erwachsen zu sein und dann scheint der kindliche Spaß nicht mehr möglich zu sein, denn an deren Stelle ist der "Bier-Ernst" getreten. Das "kindische" kommt erst im Alter wieder zurück, wenn all die Verantwortung wieder abgefallen ist.

Die Reife, von der ich schrieb, hat nichts mit erwachsen oder kindlichkeit zu tun, sondern damit meine ich die Entwicklung des Menschen an sich. Auch im Alter entwickelt er sich weiter und wenn er die Stufen genommen hat, wächst seine Persönlichkeit bis ins Alter weiter. In einem Beitrag hier im Blog hab ich es schon mal niedergeschrieben. Ich hab für mich ein persönliches Ziel gestellt - zu einer weisen Alten werde ich es sicht nicht bringen, aber zur guten Großmutter werde ich es sicher noch bringen :-)

Wer mit sich selbst warmherzig und offen umgeht, wird dies auch mit anderen tun.

Doch unsere Gesellschaft verlangt heut eher nach dem "Killerinstinkt" und damit verlieren die Menschen sich manchmal selber aus dem Auge

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 29. Mai, 11:23

ich arbeite in der pflege seit über 20 jahren mit alten und steinalten menschen und kann wirklich nicht sagen, dass in dieser altersgruppe mehr reife zu erkennen ist als bei jüngeren menschen ..., aber natürlich gibt es allerhand süße opis und omis, die auch mal etwas bemerkenswertes sagen und die richtig knuddelig auf kinder wirken.
es gibt nur ganz wenige wirklich weise alte - und die waren sicher schon in ihrem früheren leben ungewöhnlich klug und/oder leisteten erstaunliches.
natürlich reifen wir alle (so vor uns hin), das bringt das leben so mit sich, aber inwieweit man dabei eine echt zunehmende geistige reife feststellen kann ...; ich fühle mich heute auch reifer als vor z.b. 20-30 jahren - ich bilde mir ein, dass mein horizont breiter wurde, und natürlich habe ich einen ganz anderen erfahrungsschatz inzwischen und überblick über das, was wir leben und sterben nennen. ein gut teil hängt mit meiner tätigkeit als altenpfleger zusammen, wo ich über die jahre viele erfahrungen sammelte, die man derart normalerweise eher seltener hat.
um wirklich reif zu sein, fühle ich mich aber noch viel zu wild, abenteuerlustig und verrückt - manchmal auch noch leichtsinnig.
ich könnte mir vorstellen, dass du vorallem als mutter sozusagen gereift bist.
durch die verantwortung wird man notgedrungen überlegter und auch selbstbewußter - und dann gibts tage, wo wir nicht mehr stark sein wollen, wo wir müde werden, wo wir auf die reife scheißen ...
Lange-Weile - 29. Mai, 18:29

Reifegrad

Hallo Bo,.

wer hätte das gedacht, dass das Thema Jungend und Hartz IV so ergiebig ist und zahlreiche Verzweigungen haben kann.

Doch geht es trotz der Abzweigen doch immer um den selben Schwerpunkt, um uns selbst. Um das, was wir sind und wer wir sind und wie wir uns in dieser Welt positionieren, sich ihr stellen - denn sie ist ja auch von uns gemacht - und wie jeder mit der fast täglich laufenden Desillusion fertig werden.

Denn als Kind leben wir in der Traumwelt und die rauhe Wirklichkeit reißt uns täglich mehr von unseren Schutzhüllen ab, bis wir eines Tages das Gefühl haben, das wir frieren.

Mit dem zunehmenden Alter lernen wir die rauhe Wirklichkeit zu akzeptieren und mit ihr zu leben.

Ich erinnere mich an die ersten schmerzhaften Desillusionen und ertrug kaum die Trümmer meiner vorgestellten Welt. Jedesmal hab ich mich aus dem Trümmerhaufen wieder rausgearbeitet und mußte später feststellen, dass noch längst nicht alle Vorstellungen zusammengebrochen waren.

Heut bin ich nüchtern wie noch nie und es gibt kaum noch Vorstellungen von der Welt, die bei Nähebetrachtet zu einer Trümmerruine werden.

Ob das was mit Reife zu tun hat, weiß ich nicht. Doch als weisen Mann erlebte ich in den letzten Jahren meinen Vater. Um ihn herum saßen oft alle männliche Familienangehörigen, so als wollten sie sehen, wie er es macht.

Als Kind erlebte ich ihn nie außer Kontrolle, er behielt immer den Überblick und hielt - unbemerkt für uns Kinder - alle Fäden der Familie sicher in der Hand. Bis zu seinem letzten Tag holten sich alle Rat bei ihm - er wurde 84 Jahre. Doch war er am Ende seiner Tage so sehr bewußt, dass er sich selbst beim sterben zu sehen mußte - ich denke er hatte die Karft dazu.

Du begleitest ja beruflich die alte Generation und hast einen guten Überblick, wer von ihnen tatsächlich einen weisen Status erreicht hat.
Aber auch in der großen Welt der Reichen und Schönen sieht man das Altertum und ihren Entwicklungstand ihrer Persönlichkeiten. Grad bei den reichen Frauen findet man die "alten gelifteten Damen" - Frauen, die sich Zeit ihres Lebens nie von ihrer Jugend trennen konnten. Ähnliche Verunstaltete Gesichter sieht man heut ja auch bei den Männern. In ihren Gesichtern spiegekt sich keine Weisheit sondern nur eine Art Karrikatur ihrer Selbst wieder.

Bei den Kindern erlebe ich die Entwicklung oft als Stagnation, denn viele von ihnen, die ich im Trainingsbetrieb habe, sind nicht älter als 3 Jahre.

Der Grund für den Stillstand sollen fehlende Rituale sein. Die Konfirmationen oder Jugendweihen hat sich der Kommerz schon längst unter den Nagel gerissen und so kann das Kind nicht mehr zum Jugendlichen "Ritter geschlagen" werden.

Aber Reife und Jugendlichkeit schließen sich nicht aus -Reife ist ein Entwicklungsstand, der alle zurückgelegten Entwicklungen mit einschließt.

Ich wünsche dir schöne Pfingsten und erholsame Tage

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 30. Mai, 13:25

über pfingsten arbeite ich.
in meinen augen ist weisheit eher ein mythos - jedenfalls wenn man sich so umschaut. natürlich gibt es immer wieder menschen, die einen stark beeindrucken mit ihrer ruhe, ihrem scharfen verstand, ihrer lebenserfahrung und abgeklärtheit. aber das hängt auch immer vom blickwinkel ab. töchter verehren ihre väter meist. wenn ich daran denke, wie meine mutter ihren vater bewunderte ..., obwohl er seine frau verließ, obwohl er seinen sohn oft schlug, weil dieser nicht dem ideal entsprach (er enterbte ihn sogar); aber meine mutter war immer seine prinzessin. ich erlebte meinen großvater als ruhigen, stolzen mann - doch sehr distanziert.
ich mache mir keine illusionen, was die menschen angeht - engel sind wir alle keine. natürlich finde ich es z.b. toll, wenn sich menschen sozial engagieren, wenn menschen mit ihrer arbeit gutes leisten; und ich finde es beschissen, wenn menschen mehr oder weniger gewissenlos ihre mitmenschen ausbeuten, belügen und betrügen, oder wenn sie gar gewalttätig sind ...; am schlimmsten ist dies, wenn es mit vorsatz geschieht.
ich könnte nur schwer mit einer solchen schuld (z.b einen menschen ermordet zu haben) leben. ich trage bereits schwer an meiner verantwortung über die alten und pflegebedürftigen menschen. erst vor kurzem stürzte in einem meiner dienste eine frau schwer, und ich mache mir vorwürfe, dass ich sie erst so spät entdeckte. ich gerate oft in situationen, wo das leben meiner schützlinge von meinem verhalten mit abhängt. wenn ich z.b. aus versehen eine insulinspritze falsch aufziehe, oder wenn ich bei einem notfall nicht die richtigen maßnahmen einleite, oder wenn ich ein zimmer bei meinem kontrollgang vergesse, weil ich abgelenkt bin ...
ich bete vor meinen diensten immer, dass es zu keinen schwerwiegenden vorfällen kommt.
denn: nobody is perfect.
ich bin froh, dass ich im juni urlaub habe. zur zeit bin ich psychisch angeschlagen. es ist alles nicht so einfach - von wegen verantwortung und reife. unter umständen muß man sich in manchen lebenssituationen seelsorgerischen bzw. professionellen beistand suchen.

liebe lawe, ich wünsche dir schöne feiertage - mit vielen schönen erlebnissen, gedanken und photos mit deiner neuen kamera.

bis dann
bon.
Lange-Weile - 2. Jun, 14:09

Symbolik

Hallo Bo.

dann waren deine Pfingstage weniger von der Natur geprägt, als meine.

Die Weisheit ist einen archetypischen Menschen eigen - so eine Art Modell Mensch, der alle Voraussetzungen hat, sie aber unterscheidlich ausbilden kann. Doch macht es Sinn, den Menschen an sich in diesem Modell zu betrachten. So erkenne ich das "Potential" in ihm. Ein Potential was erstebenswert ist und das "sich treiben lassen" vielleicht auflöst.

Mich selbst zu hinterfragen - wofür hab ich mein Leben bekommen? - was soll ich mit ihm anfangen? - nutze ich es sinnvol? - brachten mich im Leben immer etwas weiter und schloss Resignation aus.

Oder ich stellte mir auch solche Fragen wie z.B: "Warum muß ich das jetzt aushalten?" "Was steht dahinter?" Im Rückblick erkannte ich, dass ich mein Leben erst in eine Sackgasse fahren mußte, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Wirklich weiter im Leben brachte mich nur das "Feuer" durch dass ich gehen mußte um mein Leben zu korrigieren.

Das heißt, ich sah und sehe mein Leben an, als hätte es einen Sinn, dass ich grad jetzt hier bin - zu dieser Zeit und an diesem Platz.

Wir Menschen sind keine Engel, denn wir leben in einer Dualen Welt. Und wer nur den Engel ins sich zu haben glaubt, hält den Teufel nur gut versteckt, auch vor sich selbst. In uns steckt alles - auch die kriminelle Ader. Doch dies anzuerkennen, fällt eben schwer und so täuschen wir uns oft selbst, damit wir vor uns Selbst und damit auch vor den anderen in einen guten Licht da stehen. Jeder von uns braucht eben seinen Spot, der auf ihn abstrahlt, hervor hebt. So sind wir eben - wir Menschen.

Auch die Gewalt, die zwischen uns Menschen manchmal herrscht. Sie ist ein Ausdruck von unkotrollierter Aggression von den Beteiligten. Sie treffen zusammen und gehen aufeinander los. Wenn die Schuldgefühle so groß sind, werden sie verdrängt. Sie sind für den Täter unerträglich und so zeigt er sich lieber uneinsichtig. Der Druck ist für ihn weniger stark, als ein zugelassenes Schuldgefühl.

Bei alten Menschen gibt es manchmal Vorfälle, die sie etwas weiter ihrem Ende zutreiben. Auf diese Weise werden sie gezwungen, vom Leben los zu lassen. Mein Vater ist in seinem Leben nur zwei mal gefallen. Das erste mal, als meine Mutter starb. Einfach so im Rückwärtsgang fiel es nieder und lag auf dem Rücken. 7 Jahre später fiel er noch einmal, einfach so in der Nacht, als er zur Toilette mußte. Das erste mal hatte der Tod meine Mutter ihn fast umgeworfen und das zweite mal war die Sehnsucht nach seiner Frau so groß, dass er nachts fiel. Er brauchte 4 Stunden um sie wieder aufzurichten. Als er mir den Vorfall erzählte, wußte ich, dass die Stunde unserer Trennung gekommen war.

Meine Freundin erzählte mir, das die Mutter ihres Freundes auf Intensivstation aus dem Bett gefallen war. Man brachte sie auf Intensivstation wieder über den Berg und auch den ersten Sturz überlebte sie - aber nicht unbeschadet. Paradoxer Weise fiel sie kurze Zeit später danach wieder und fiel darauf ins Koma. Daraus erwachte sie nicht mehr.

Ich will damit sagen, dass Stürze bei alten Menschen auch etwas symbolisches tragen und auch das Pflegepersonal kann dies nicht verhindern, weil es um den Rückzug des Menschen geht, wenn seine Stunde gekommen ist. Wir verstehen uns eben nicht so auf das Sterben, wie die alten Indianer, die sich mit den Worten : "Heut ist ein guter Tag zum sterben" von der Familie verabschieden und sich auf einen einsamen Berg zurück ziehen.

Bei uns gehen die Anghörigen auf die Barrikaden, beschimpfen das Pflegepersonal und die verklagen die Ärzte, doch ist das sinnlos, denn wenn die Stunde gekommen ist, dann wird sie durch ein - manchmal banales - Ereignis eingeleitet.

Noch ein letztes Beispiel für Schicksal. Der Vater meines Sohnes kam gegen 18 Uhr mit Herzbeschwerden nach Haus. Seine Mutter nahm an, dass er unter einen Infekt leidet und gab dies auch an die Nothilfe weiter. Die sagten, dann kann er noch warten. Ihre späteren besorgten Anrufe wurden mit:" Der Arzt ist unterwegs" beantwortet, damit war der Hausbesuch gemeint und der kann ja Stunden auf sich warten lassen. Gegen 22.30 Uhr kam endlich ein Arzt und gab ihm eine starke Beruhigungsspritze. Sicher hatte er den Alkohiliker in ihm schon gesehen. Er ignorierte die deutlichen Zeichen eines fortgeschrittenen Herzinfarkts und beschleunigte mit der Spritze das Ende. Man kann erkennen, dass alle Beteiligten, die hätten sein Leben retten können, irgendwie wie von Sinnen waren und ich denke, das kam deshalb, dass sein Leben am Ende war und es nicht mehr weiterführen wollte oder konnte.

Niemand trägt an diesem Ereignis die Schuld und doch sieht es so aus. Mir sagte er ja mal: "Ich kan nnicht mehr mit und ich kann nicht ohne Alkohol".Doch ich kannte ihn und wußte, dass er den Tod schon 2 Jahre zuvor in den Knochen hatten. Nicht umsonst suchte er hinter den dunklen Türen in meiner Wohnung mit mir zusammen den Tod um ihn aus dem Haus zu treiben.

Die alten Menschen, die du betreust tragen auch schon einiges in sich und vielleicht nehmen sie traurig vom Leben Abschied. Du solltest ihre Traurigkeit vielleicht nicht so nah an dich heran lassen und dich hinter einem Schutzwall verschanzen. Die Lebensläufe der Menschen sind unterschiedlich und wer im Alter in ein Pflegeheim muß, braucht sicher Hilfe und Unterstützung. Doch mach dich von ihren traurigen Seelen frei .

Mm Ende ihres Lebens lassen Menschen ihre traurige Seele oft freien Lauf, sie dringt nach Außen und durchdringt oft massiv Menschen in ihrer Umgebung. Der Mensch geht erst, wenn er innerlich leer ist.

Das war wieder ein langer Kommentar, doch hängt irgendwie das eine Thema an dem anderen dran.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 3. Jun, 18:39

sehe ich auch so, dass das schicksal aller wesen und dinge miteinander geheimnisvoll schicksalhaft verknüpft ist - nur nützt mir das wenig, wenn ich als altenpfleger in einer bestimmten gesellschaftlichen verantwortung stehe ...; da bin ich nur ein rädchen im getriebe, und meine auffassung von ethik und über die welt interessiert erstmal niemanden.
wenn ich nicht funktioniere, einen fehler begehe, versage, werde ich gesellschaftlich zur verantwortung gezogen - natürlich nur in dem fall, wenn der dreck nicht auf die "reinen" westen der über mir stehenden spritzt ...

____________________


schon mal den kinofilm "magnolia" gesehen?
Lange-Weile - 4. Jun, 08:30

Ereignisse

Hallo Bo.

jleider ist es so - dass manchmal den letzten die Hunde beißen. Der letzte Arzt, der den Vater meines Sohnes behandelte, bekam eine Klage an den Hals, doch führte sie zu keinem Ergebnis für die Angehörigen. Selbst der Arzt war erschüttert über den raschen Tod.
Ich wußte damals, dass die Zeit für ihn - den Vater meines Sohnes - gekommen war und mir war deshalb klar, dass man das Geld für die Klage sich hätte sparen können. Seine Mutter wußte sich aber nicht weiter zu helfen - viellicht ist das auch eine Art, mit dem Tod eines nahen Angehörigen umzugehen.

Wenn du ausreichend geschützt bist, dann wird in deiner Gegenwart dies auch nicht passieren. Ängste vor einem Ereignis ziehen das Ereignis förmlich an - so sagt man.

Den Kinofilm "Magnolia" kenne ich leider nicht. Hab aber eben bei Wikepedia nachgelesen. Episodenfilme sind für mich immer gewöhnungsbedürftigt und daher hab ich ihn wahrscheinlich auch noch nicht angesehen.

Aber aus der Beschreibung konnte ich erkennen, wie der Regisseur die Verbindungen und Zusammenhänge zwischen Menschen deutlich machen will. Das zu erkennen, würde für viele Leid ersparen.

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 3. Jul, 14:12

ängste vor einem ereignis ziehen das ereignis an? himmel - dann müßte ich längst tot sein!

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