Abgefahren oder trauriges Nachspiel
Es liegt schon mehr als eine Woche zurück - das Konzert mit Reamonn, und noch immer schwelge ich in den höchsten Tönen davon. Doch auch das danach verschweige ich nicht und deshalb erlaube ich meinen Lesern einen Einblick auch in diese Zeit.
Ich war ja mit meiner Schwester zum Konzert und übernachtete anschließend auch bei ihr. Unsere Stimmung war auch nach dem Konzert im höheren Level angesiedelt und deshalb genehmigten wir uns ein Gläschen Rumtopf, den sich noch in ihrer Küche fand. Es war nur noch der Satz mit reichlich Früchte und ein wenige Flüssigkeit. Die Gläschen waren nicht größer als ein Sto-Gramm-Glas. Ein Sto-Gramm-Glas ist ein Begriff aus Ostzeiten und es war damit ein Glas für 100 - russisch STO - mml Flüssigkeit gemeint. Darin bekam man mehr als einen Doppelten serviert. Für den Rumtopf waren diese Gläschen aus meiner Sicht nicht besonders groß
Die Früchte waren schmackhaft und die fruchtige Flüssigkeit auch. Mein letzter alkoholischer Schluck liegt so um die Weihnachtszeit und der davor fast 1 Jahre zurück. Doch ich merkte kaum etwas vom Rumtopf in meinem Kopf und schließlich bescherte er mir einen seeligen Schlaf und den brauchte ich auch, denn ich wollte am nächsten Tag um 10 Uhr schon im Zug sitzen.
Als ich am morgen meine Heimreise antreten wollte, drehte sich mein Bett um seine eigene Achse und um meinen Kopf. Ich bekam weder ein Fuß aus dem Bett, noch meinen Hintern hoch und der Kopf lag noch im Nebel fernab jeder realen Wahrnehmung. Es drehte sich nicht nur mein Bett, sondern auch mein nicht vorhandenen Mageninhalt wie eine Zentrifuge und damit erhöhte sich das Rotationsgefühl meiner Umwelt um ein vielfaches - die Zentrifugalkräfte wirkten erbarmungslos und nagelten mich an der Bettkante fest. Jeder Versuch, mich von dem elenden Gefühl abzuwenden, scheiterte kläglich mit einer Übelkeit, die ich nur von einem Kater aus alten Zeiten kannte. Augen schließen und langsam atmen brachten weder im Kopf noch im Magen Ruhe.
Es war schon längst 8 Uhr vorbei und ich sollte schon am Frühstückstisch sitzen, Statt dessen kämpfte ich mit einem rotierenden Bett und einen rebellierenden Magen. Eine Entscheidung war nötig, denn trotz des Nebels im Kopf war mir klar, dass ich meinen Termin nicht schaffen konnte - denn 3 Stunden Zufahrt ab 10 Uhr standen mir bevor, wollte ich pünktlich erscheinen. Eine Entschuldigungs - SMS war meine Rettung - "Ich hänge fest und komme hier nicht weg." "Alles klar und kein Problem" war die Antwort. Erleichtert lies ich mein Handy auf dem Nachttisch gleiten um den schmerzvollen Kater, den ich mir an Land gezogen hatte, einfach wegzuschlafen. Für den nächsten Termin in Rostock musste ich ja erst um 14 Uhr im Zug sein.
Doch bevor ich meine Übelkeit weg schlafen konnte, musste ich meinen Mageninhalt blitzartig um die Ecke tragen, bevor auch der Magen endlich Ruhe gab. Mit kreisendem Bett schlief ich dann doch noch einmal ein, bis die ersten Lebensgeister mich so gegen Mittag weckten.
Es war so um 12.30 Uhr und ich wagte meine ersten Schritte in die Küche um meine körperliche Schwäche mit trocken Brot und Pfefferminztee wieder aufzupeppeln. Der mitleidige Blick meiner Schwester war mir gewiss, doch half mir das wenig. So nach und nach erhoben sich meine geschwächten Lebensgeister und ich fühlte mich in der Lage. mich reisefertig zu machen. Auf dem Weg zur Dusche wurde ich von meinem Selbstmitleid begleitet. Das ich DAS noch erleben und so einen ausgewachsenen Kater am Hals haben muss. Doch hat er einen erst angesprungen, dann lässt er sich nicht so einfach abschütteln.
Punkt 14 Uhr stand ich unter der Dusche und ein kalter Wasserstrahl sollte den Restalkohol aus meinen Körper vertreiben und das tat er auch und der Weg zum klaren denken war wieder frei.
"Ich bin wieder frei, frei aus dem Krallen eines ausgewachsenen Katers, der es mir noch einmal so richtig zeigen wollte"
Und mit der Freiheit kamen wieder die klaren Gedanken und mit den klaren Gedanken kam das böse Erwachen.
"Um 15 Uhr muss ich im Zug sitzen, 3 Stunden Zugfahrt will ich pünktlich um 17 Uhr in Rostock eintreffen. Um 17.30 warten die Yogafrauen auf mich und ihr 90 Minuten Programm. Das passt ........ oder doch nicht?" Mit dem Gefühl, das irgend etwas an meinen Zeitrechnung nicht stimmt, zähle ich noch mal nach und nehme sogar meine Finger zu Hilfe, so als könnte ich nicht bis drei zählen.
15 - 16 - 17 Uhr ...alles klar - das macht 3 Stunden Fahrt. Beruhig dusche ich weiter, doch wühlt aus meinem Hinterkopf ein Widerspruch in den Vordergrund.
"An deiner Rechnung stimmt was nicht!!!!"
Also noch einmal die Finger - 15 Uhr - 16 Uhr - 17 Uhr - alles klar, das macht 3 Stunden Fahrt, ich bin pünktlich um 17 Uhr in Rostock.
"NNNNEEEEEEEIIINNNNN" schreit es aus meinem Hinterkopf. "Das sind nur ZZZWEEEIII Stunden Fahrt !!!! "
Jetzt bin ich endgültig wach und zähle ein letztes mal die Fahrzeit und das böse Erwachen schlägt wie der eiskalte Wasserstrahl aus der Dusche zu.
"Oh mein Goott, mein Zug ist ja schon abgefahren" und damit fällt mir der Duschkopf aus der Hand und ich laufe - meinen Körper lasse ich Luft trocknen - zum Laptop meiner Schwester, rufe den Fahrplan der Bahn auf.
Aus meinen Kopf lasse ich Stielaugen fahren, doch die reale Erkenntnis ist unbarmherzig mit mir - alle Züge sind abgefahren und ich hab keine Chance mehr, pünktlich in Rostock einzutreffen.
Oh mein Goott - oh mein Goott - zeternd lauf ich durch das Haus meiner Schwester, das sogar ihr schon bange wird. Als ich ihr erkläre welch Fehler mir unterlaufen ist, bietet sie mir eine Lösung an und ich schaffe es noch pünktlich zur Yogastunde in Rostock.
Den Frauen hab ich dann von meinen Missgeschick erzählt, damit sie sich über mein bleiches Gesicht nicht wundern.
Als ich abends endlich wieder in meinem Bett lag, entfaltetet sich der Schur "Nie wieder Rumtopf nach einem Konzert" wie eine Losung über mein Stirnband.
Auf diese Weise hat das Konzert von Reamonn mir nicht nur gute Unterhaltung sondern auch ein trauriges Nachspiel beschert.
LaWe
Ich war ja mit meiner Schwester zum Konzert und übernachtete anschließend auch bei ihr. Unsere Stimmung war auch nach dem Konzert im höheren Level angesiedelt und deshalb genehmigten wir uns ein Gläschen Rumtopf, den sich noch in ihrer Küche fand. Es war nur noch der Satz mit reichlich Früchte und ein wenige Flüssigkeit. Die Gläschen waren nicht größer als ein Sto-Gramm-Glas. Ein Sto-Gramm-Glas ist ein Begriff aus Ostzeiten und es war damit ein Glas für 100 - russisch STO - mml Flüssigkeit gemeint. Darin bekam man mehr als einen Doppelten serviert. Für den Rumtopf waren diese Gläschen aus meiner Sicht nicht besonders groß
Die Früchte waren schmackhaft und die fruchtige Flüssigkeit auch. Mein letzter alkoholischer Schluck liegt so um die Weihnachtszeit und der davor fast 1 Jahre zurück. Doch ich merkte kaum etwas vom Rumtopf in meinem Kopf und schließlich bescherte er mir einen seeligen Schlaf und den brauchte ich auch, denn ich wollte am nächsten Tag um 10 Uhr schon im Zug sitzen.
Als ich am morgen meine Heimreise antreten wollte, drehte sich mein Bett um seine eigene Achse und um meinen Kopf. Ich bekam weder ein Fuß aus dem Bett, noch meinen Hintern hoch und der Kopf lag noch im Nebel fernab jeder realen Wahrnehmung. Es drehte sich nicht nur mein Bett, sondern auch mein nicht vorhandenen Mageninhalt wie eine Zentrifuge und damit erhöhte sich das Rotationsgefühl meiner Umwelt um ein vielfaches - die Zentrifugalkräfte wirkten erbarmungslos und nagelten mich an der Bettkante fest. Jeder Versuch, mich von dem elenden Gefühl abzuwenden, scheiterte kläglich mit einer Übelkeit, die ich nur von einem Kater aus alten Zeiten kannte. Augen schließen und langsam atmen brachten weder im Kopf noch im Magen Ruhe.
Es war schon längst 8 Uhr vorbei und ich sollte schon am Frühstückstisch sitzen, Statt dessen kämpfte ich mit einem rotierenden Bett und einen rebellierenden Magen. Eine Entscheidung war nötig, denn trotz des Nebels im Kopf war mir klar, dass ich meinen Termin nicht schaffen konnte - denn 3 Stunden Zufahrt ab 10 Uhr standen mir bevor, wollte ich pünktlich erscheinen. Eine Entschuldigungs - SMS war meine Rettung - "Ich hänge fest und komme hier nicht weg." "Alles klar und kein Problem" war die Antwort. Erleichtert lies ich mein Handy auf dem Nachttisch gleiten um den schmerzvollen Kater, den ich mir an Land gezogen hatte, einfach wegzuschlafen. Für den nächsten Termin in Rostock musste ich ja erst um 14 Uhr im Zug sein.
Doch bevor ich meine Übelkeit weg schlafen konnte, musste ich meinen Mageninhalt blitzartig um die Ecke tragen, bevor auch der Magen endlich Ruhe gab. Mit kreisendem Bett schlief ich dann doch noch einmal ein, bis die ersten Lebensgeister mich so gegen Mittag weckten.
Es war so um 12.30 Uhr und ich wagte meine ersten Schritte in die Küche um meine körperliche Schwäche mit trocken Brot und Pfefferminztee wieder aufzupeppeln. Der mitleidige Blick meiner Schwester war mir gewiss, doch half mir das wenig. So nach und nach erhoben sich meine geschwächten Lebensgeister und ich fühlte mich in der Lage. mich reisefertig zu machen. Auf dem Weg zur Dusche wurde ich von meinem Selbstmitleid begleitet. Das ich DAS noch erleben und so einen ausgewachsenen Kater am Hals haben muss. Doch hat er einen erst angesprungen, dann lässt er sich nicht so einfach abschütteln.
Punkt 14 Uhr stand ich unter der Dusche und ein kalter Wasserstrahl sollte den Restalkohol aus meinen Körper vertreiben und das tat er auch und der Weg zum klaren denken war wieder frei.
"Ich bin wieder frei, frei aus dem Krallen eines ausgewachsenen Katers, der es mir noch einmal so richtig zeigen wollte"
Und mit der Freiheit kamen wieder die klaren Gedanken und mit den klaren Gedanken kam das böse Erwachen.
"Um 15 Uhr muss ich im Zug sitzen, 3 Stunden Zugfahrt will ich pünktlich um 17 Uhr in Rostock eintreffen. Um 17.30 warten die Yogafrauen auf mich und ihr 90 Minuten Programm. Das passt ........ oder doch nicht?" Mit dem Gefühl, das irgend etwas an meinen Zeitrechnung nicht stimmt, zähle ich noch mal nach und nehme sogar meine Finger zu Hilfe, so als könnte ich nicht bis drei zählen.
15 - 16 - 17 Uhr ...alles klar - das macht 3 Stunden Fahrt. Beruhig dusche ich weiter, doch wühlt aus meinem Hinterkopf ein Widerspruch in den Vordergrund.
"An deiner Rechnung stimmt was nicht!!!!"
Also noch einmal die Finger - 15 Uhr - 16 Uhr - 17 Uhr - alles klar, das macht 3 Stunden Fahrt, ich bin pünktlich um 17 Uhr in Rostock.
"NNNNEEEEEEEIIINNNNN" schreit es aus meinem Hinterkopf. "Das sind nur ZZZWEEEIII Stunden Fahrt !!!! "
Jetzt bin ich endgültig wach und zähle ein letztes mal die Fahrzeit und das böse Erwachen schlägt wie der eiskalte Wasserstrahl aus der Dusche zu.
"Oh mein Goott, mein Zug ist ja schon abgefahren" und damit fällt mir der Duschkopf aus der Hand und ich laufe - meinen Körper lasse ich Luft trocknen - zum Laptop meiner Schwester, rufe den Fahrplan der Bahn auf.
Aus meinen Kopf lasse ich Stielaugen fahren, doch die reale Erkenntnis ist unbarmherzig mit mir - alle Züge sind abgefahren und ich hab keine Chance mehr, pünktlich in Rostock einzutreffen.
Oh mein Goott - oh mein Goott - zeternd lauf ich durch das Haus meiner Schwester, das sogar ihr schon bange wird. Als ich ihr erkläre welch Fehler mir unterlaufen ist, bietet sie mir eine Lösung an und ich schaffe es noch pünktlich zur Yogastunde in Rostock.
Den Frauen hab ich dann von meinen Missgeschick erzählt, damit sie sich über mein bleiches Gesicht nicht wundern.
Als ich abends endlich wieder in meinem Bett lag, entfaltetet sich der Schur "Nie wieder Rumtopf nach einem Konzert" wie eine Losung über mein Stirnband.
Auf diese Weise hat das Konzert von Reamonn mir nicht nur gute Unterhaltung sondern auch ein trauriges Nachspiel beschert.
LaWe
Lange-Weile - 6. Feb, 12:27
von Glück der Hilfe