Kindermund
Zum Feierabend sind die Straßen wie immer prall voll und nicht nur die Straßen sondern auch meine Ohren. Herausragend laut dröhnt das Sondersignal vom Krankenwagen, der mit lauten Getöse über die Ampelkreuzung fährt. "Da hat es wieder eine(n) erwischt" denke ich mir und bin froh, dass ich bisher noch nie auf solch Rettungsmaßnahme angewiesen war.
Aber nicht nur mir sticht der ohrenbetäubende Lärm des Sondersignals in meinen Ohren, auch einem kleinen Jungen, der vor mir geht. Hand in Hand mit seiner Mutter streben sie auf das gläserne Wartehäuschen der Haltestelle zu.
"Lauuuuuutt" kommentiert der Kleine den Straßenlärm. Es mag so um die 3 oder 4 Jahre sein. Seine junge Mutter nutzt dieses Ereignis, um ihren Sohn die Welt zu erklären.
"Das ist ein Krankenwagen" erklärt sie ihm.
"Sag mal K r a n k e n w a g e n " gedehnt spricht sie das Wort, damit der kleine Sprössling ihr folgen kann. Aufmerksam folgt er den Worten seiner Mutter und wiederholt, was er verstanden hat und sprechen kann.
"Lauuuuuut" wiederholt er brav.
"Sag Krankenwagen" bittet seine Mutter um Wiederholung.
"Laaauuuuut" antwortet der Kleine wieder und weiß genau, was er damit meint, nämlich den Krankenwagen, der soeben mit lauten Getöse an ihm vorbei gefahren ist.
Nach der 4 Wiederholung bleibt der Erkenntnisstand des Kleinen immer auf den Standpunkt, dass der Krankenwagen mit "Lauuuuuut" bezeichnet wird.
LaWe
wie einfach...
wie einfach die Welt doch sein kann - zumindest aus der Sicht des Kindes.
LG LaWe
Was übrigens oft mit Naivität verwechselt wird.
Die Welt des Kindes hat nur andere Farben ...
Vielleicht auch andere Formen.
Als Erwachsener, falls ich einer bin, liefere ich mich Bedingungen aus, welche meine Phantasiewelt sehr einengen.
Traummädchen
so richtig weiß ich nicht, wie ich die Welt als Kind erlebt. Ich hab die reale Welt wahrscheinlich immer Fantasie angepasst., wie es wahrscheinlich jedes Kind tut.
Erschütterungen kenne ich keine und wenn überhaupt, dann eher durch unbekanntes Getier, was mich über die Maßen so erschreckte, dass ich einen Sommer lang den Platz der Begegnung mied. Und ein Ring, den ich verlor...den ich noch nach Jahren suchte - der Verlust zog mich auch in die harte Welt der Realtät ohne Traumblende ;-)
LG LaWe
Das sollte uns einfach bewusst sein. Einen Weg zurück gibt es nicht. Aber es gibt den Weg der Empathie, der Besinnung und Weisheit.
Das Kind, das ich war, ist unauslöschlich. Meine Geschichte bleibt. Ebenso bleibt jeder Nation, jedem Land, jeder Stadt ... ihre Geschichte. Auf ewig.
Wir haben gewissermaßen eine Bio-Archäologie, wenn wir uns rückbesinnen und in der eigenen Vergangenheit forschen. Man muss es mit dieser "Selbstsuchung" nicht übertreiben - aber es ist wichtig. Wichtig für unsere Identifikation und unser Glück.