Fast-Amoklauf
Heut früh muß ich schon wieder zeitig in die Spur und auf meinem Heimweg fällt mir das Rad wieder ein. Ich schaue nach, ob es noch da liegt. Es liegt noch da.
So, als würde mich jemand dazu auffordern, sehe ich mir das Rad noch etwas genauer an.
"Was ist das?"
"Das sieht genau so, wie dass von Sohnimann seins aus. Die selbe Farbe, das selbe verbogenen hintere Schutzblech"
Ich bemühe mich eine aufkommende Panik schon vor dem Aufsteigen abzuwürgen. Aber Sohnimann ist die Nacht nicht nach Haus gekommen. Er wollte bei seinem Kumpel schlafen, ober vielleicht doch nicht? Klar ist der bei seinem Kumpel oder vielleicht doch nicht? Vielleicht hat sich was ganz anderes ergeben?
Die Verkettungen im Kopf erweitern sich, drücken auf mein Gehirn, pressen es zusammen, mein Kopf will platzen. Aber wenn das Kind ernsthaft in Gefahr ist, dann spürt eine Mutter das, beruhige ich mich selbst und will mich unbedingt auf meinen Instikt verlassen. Doch das Rad, warum liegt es hier im Rasen, achtlos auf den Boden geworfen?
Weiter hinten sehe ich einen kleinen Trampelweg und ahne nicht Gutes
Meine Spekulationen fahren Achterbahn. Da hinten liegt er bestimmt, oder doch nicht? Mein Instikt sagt mir was anderes. Das Kind lebt. Aber wenn ich mir nicht sofort Gewißheit verschaffen, dann explodiere ich.
Zu Haus angekommen, gleich ans Telefon. Die Nummer seines Kumpels ist noch drin und ich laß es klingeln solange es geht und solange ich die Geduld dazu haben. Nichts passiert. Die Wohnung seines Kumepls ist in der Nähe. Ich flitze im Sauseschritt zur Wohnung und laß die Hausklingeln scheppern. Nichts passiert und meine aufsteigende Hysterie berietet sich auf Überschwappen vor. Ich muß Gewißheit haben, dass ich mich auf meinen Instinkt verlassen kann.
Weil die Mutter seines Kumpel im Süden von Deutschland arbeitet, gab sie mir ihren Schlüssel. Ich möchte ab und zu nach ihren Sohn und nach dem Rechten sehen. Ich nutze den Schlüssel und bin in kurzen zackigen Sprüngen schon in der zweiten Etage. Auch mein Klingeln an der Wohnungtür bleibt noch ohne Reaktion. Doch ich brauche Gewißheit und nutze noch einmal den Schlüssel und bin drin, in der Wohnung und meiner Gewißheit.
Sohnimann liegt bis über die Ohren noch im Bett und kann vor Müdigkeit noch gar nicht antworten.
Meine Hysterie schäumt jetzt über
"Ich dachte du bist tot" begrüße ich Sohnimann in Kumepls Wohnung.
"Wieso" antwortet er verschlafen und kann wie immer die Aufregung seiner Mutter nicht verstehen.
Dann erzähle ich ihm von den Fahrad, das einsam und verlassen im Rasen liegt und schleppe ihn verschlafen aus der Wohnung.
"Komm mit, es ist deins"
"Kann gar nicht sein. Ich hab meins einem Kumpel gegeben" antwortet er, als wir uns im Eilschritt zur Tanke begeben.
"Dann hat dein Kumpel das Rad eben in den Rasen geworfen. Schöner Kumpel" setze ich nach.
Wir haben endlich den Platz erreicht. Ein erster Blick meines Sohnes bestätigt, das Rad sieht aus wie seins, der zweit Blick sagt "Nein".
"Na siehts du" und er erklärt mir die kleinen Unterschiede von seinem Rad und dem, das dort im Rasen liegt.
"Ach Mensch, Junge, kannst du dir nicht vorstellen, dass es im Kopf deiner Mutter drunter und drüber geht, wenn sie ein Rad sieht, das wie deins aussieht und wie weggeworfen in einem Rasen übernachtet hat?"
Na,so richtig kann er sich das noch nicht vorstellen. Vielleicht später mal, wenn auf seine eigene Kinderschar aufpassen muß, vielleicht dann .....
LaWe
Lange-Weile - 13. Jun, 09:41
gut, dass das Leben immer gut mitspielt :-))
Gruß LaWe