Gefangen in süßer Einkaufsorgie

"Es ist schwer jemand zu stehen zu bringen" Davon könen die Markthändler sicher ein Lied von singen, denn die Menschen laufen und hasten an ihren Ständen vorbei.

Doch wenn es mal zu einem Stau kommt, dann muß auch der Eligste für eine Weile innehalten und geduldig die Zeit an sich vorbeistreichen lassen, bis es wieder weiter geht.

Zu Spitzezeiten in den Supermärkten stehen sie dann geduldig, aber mit rastlosem Blick in der Reihe und warten darauf, dass ihre Ware abgebont wird.

Das ist der Moment, in der ich mitunter meditativ die Warteschlage vor meinen Augen Reveu passieren lasse.

Vor mir steht eine Frau, die sich entkräftet auf ihren gefüllten Einkaufswagen stützt. Die Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn geschrieben. Ihre 2 Töchter - geschätztes Alter 8 - 10 Jahre -springen schon hinter dem Kassenbereich umher. Sie, die Mutter ist schätzungsweise, wenn ich das Alter ihrer Töchter berücksichtige- so um die Mitte bis Ende 30 Jahre alt.

Der Tag hat über 20 Grad Wärme, da kommt niemand ohne leichte Bekleidung vor die Tür.

https://www.deutschlands-dicke-seiten.de/Auch sie ist leicht bekleidet. Eine dünne weite Bluse, ein weiter Rock, beides bis zum zerreissen gespannt. Auf ihrem Nacken ruhen einige Kilo Speck, an den Armen hängt das durch die Hitze flüssig gewordene Fett herab, das wabbernd am Unterarm bei jder Bewegung schauckelt. Der Kassengang reicht grad für die Hüftbreite, die Beine bewegen sich schwer von einem Fuß auf den anderen.

Endlich ist sie dran und darf ihre Ware auf das Laufband legen. Nirgend woanders als im Supermarkt kann man sich einen Überblick über die Eßgewohnheiten der Familien machen.

Was sich jetzt auf dem laufenden Band stapelt, sieht aus wie eine Zuckerlandschaft. Bonbontüten in allen Variationen und Größen. Darunter hier und da ein Brot , eine fette Wurst, abgepackte und einschweißte Fertignahrung. Die Töchter warten mit tropfenden Zahn auf die süße Welt, die über das Laufband ihnen entgegen kommt. Nach der Nahrung noch mal eine Serie Bonbon und Keks und dann ist es geschafft.

"Das macht 70 €"

Und die fleischbehangene Frau läßt ihre Karte einmal durch den Schlitz ziehen und zieht anschließend schwerfällig mit ihrem Bonbon überladenen Einkaufswagen und ihren Töchtern Richtung Auto.

Fassungslos schaue ich hinterher.

Oh mein Gott, was stopft die Frau in sich und in ihre Kinder nur rein. Die Mädels werden eines Tags das Antlitz ihrer Mutter annehmen, wenn niemand den Teufelskreis der süßen Völlerei durchbricht.

Mit ein wenig zeitlichen Abstand von meinem Eindruck erinnere ich mich - die Süße - sie beruhigte mich als Kind - die warme Fülle im Bauch sicher schon als Baby.

An diese Einkaufsorgie erinnerte ich mich heut, als die Schlagzeilen des Tages sich mit den dicken Menschen von Deutschland beschäftigen.

"Die Deutschen haben als Bewegungsmuffel die Fettleibigkeit der Amerikaner angenommen"
LaWe
Störgröße - 20. Apr, 23:27

gestern habe ich in den Nachrichten gehört, dass es mit dem Nettoeinkommen der Familien zusammenhängt. Ärmere Familien leiden häufige an Fettleibigkeit als reichere. Reichere könnten sich aufgrund ihrer finanziellen Situation es eher erlauben sich gesund zu ernähren. Die Ärmeren greifen eher zum "Dosenfutter". Und wenn ich mir das alles mal genauer betrachte.... ich finde schon, dass Nahrungsmittel (inbesondere Obst und Gemüse) in Deutschland sehr teuer sind.

Lange-Weile - 21. Apr, 10:04

geschmacklose Billigprodukte

Hallo Stör,

das deckt sich mit meinen eigenen Kaufverhalten. Hab ich genügend Kohle zur verfügung, dann sehe ich mich auch mal an den BioRegalen um.
Doch wer keinen Job hat und zu Hause rumhängt, der frustet so vor sich hin und das ist oft mit "Vollstopfen" und Bewegungsmangel verbunden.

Doch ich sah nach der Wende noch eine andere Veränderung. Viele hageren DDR-Gesichter wurden zu Mondgesichtern, sahen für mich fremd aus. Die DDR-ler lebten z.B. im Winter von schmackhaften Kohl,Rüben und Kartoffeln, als BRD-Ler giffen sie kräftig in die Regale der geschmacklosen Billigprodukte und schwemmten auf.

Und ein weiteres Phänomen - die dicken Kinder. Sie sind eine Erscheinung der Neuzeit, die kenne ich aus der Vergangenheit auch nicht. Im Aikido-Training hatte ich eine 15 jährige Teilnehmerin, die wahnsinnig dick war. Doch das, was nach Fett aussah, fühlte ich sie weiche Watte oder aufgeblasene Einlagerungen im Gewebe an, die der Körper nicht verstoffwechseln kann und einfach in das Bindegewebe verschiebt. Das Mädchen kann, wenn es resigniert, ein Leben lang auf dem "Fett" sitzen bleiben.

Viele Menschen gehen heut einfach aus dem Leim, haben das Gefühl für ihren Körper verloren und sich vielleicht schon selber aufgegeben.

Die Verantwortung für den eigenen Körper ist in der Wohlstandszeit noch wichtiger als in armen Zeiten.

Ich wünsch dir und deiner Chefin ein schönes Wochenende und eine fettarme Kost.
Gruß LaWe
creature - 21. Apr, 10:11

statt lebens-mittel, genußmittel
statt erfüllung, anfüllung
Lange-Weile - 21. Apr, 10:16

Irretation

Hallo Creature,
Ja..so sieht es aus. Die Irretation, das Genuß Erfüllung bringt, führt auf jeden Fall in eine Sackgasse.
Die dicke FRau wird todunglücklich sein und darauf hin sich weiter mit Süßigkeiten vollstopfen.
Erkennbar war, wie sehr die Kinder in das Verhaltensmuster der Mutter einbezogen werden, bis sie eines Tages dieses Muster als ihr eigenes annehmen.
Wenn die Mutter kein Ende findet, geht auch die Töchter in den Fettmassen unter.

Gruß LaWe
creature - 21. Apr, 10:25

als ich noch in die schule ging gabs noch keine dicken kinder, die ersten "fetten", im wahrsten sinn des wortes, hab ich in den 70ern gesehen als ich in amerika war, in miami beach frauen mit überdimensionalen ärschen in hot pants, da ist mir der mund offen geblieben..;-)
dieser trend ist nun ja bei uns auch angekommen!
Lange-Weile - 21. Apr, 11:13

Rettung der Fettleibigkeit

Hallo Creature,
wenn ich mich an die amerikanischen Familien-Filme erinnere, standen auf den Frühstückstischen immer überdimensional große Schachteln mit industriell hergestellten Frühstücksflocken, die mit lässigem Schwung in die Milch geschüttet wurde.
Als der Absatz der industriell hergestellten Nahrung zurück ging, deckten Untersuchungen und Befragungen die Ursache für den Absatzschwund auf.
Die Mütter hatten ein schlechtes Gewissen, weil sie ihrer Familie das Essen nicht von eigener Hand zubereiteten.
Darauf kam man auf die Idee - die Rezepturen ihre Fertignahrung variabler zu machen und es konnte induviduell ein Ei oder ein Stück Butter und sonst was von eigener Hand ergänzt werden.
Von da an lief der Absatz von Fertigprodukten wieder wie gewohnt und die Fettleibigkeit war wieder gerettet :-))

Gruß LaWe
Störgröße - 21. Apr, 12:19

ich jedenfalls bin froh, dass ich gerne selbst koche und backe und das auch noch mit frischen zutaten und (fast) nix aus der Dose
Lange-Weile - 21. Apr, 12:50

mit Liebe kochen

Hallo Stör,

das ist auch das Beste - denn in der industriell hergestellten Lebensmittel - unser weise Yogalehrer nennt sie Todmittel :O -steckt keine Energie mehr und schon keine von dir, die du an deine Chefin weiter geben willst.
Wer mit Liebe kocht, kann nur Liebe erwarten

Gruß LaWe

PS: ich wollte deinen Blog über Feeds - dann kann ich die Titelzeile deines akruellen Eintrages schon meinem Blog sehen - abonnieren, doch das geht bei dir nicht. Irgendwie hast du diese Option für deinen Blog nicht freigeschaltet.

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