vorbei gefahren

“Wann wollt ihr losfahren?” frag ich Sohnemann per Handy. Ich komme vom Zahnarzt und will mit der Straßenbahn in die Stadt fahren. “So gegen 12 oder halb eins” antwortet Sohnemann. “Wir wollen Mikel noch von der Schule abholen, dann fahren wir nach Greifswald.” Ich wünsche ihnen eine gute Reise, ohne zu ahnen, dass sie mit ihrer Spritztour in die ort- und zeitliche  Nähe des schwersten Unfalls in unserer Region fahren. Die schnellste Strecke nach Greifswald ist die A 19 um auf die A 20 zu kommen.  

Gegen 18 Uhr ruft meine Tochter mich an. “Wo ist Jo.?” Aus ihrer Stimme höre ich eine ungewohnte Besorgnis. “Er ist in Greifswald mit seinen Freunden. Sie wollen dort skaten” antworte ich. Meine Tochter wusste von ihrem Bruder, dass er mit seinen Freunden eine Autotour machen wollte, die über die A 19 geht. Dann erzählte sie mir von dem schweren Unfall auf der Autobahn in der Nähe von Rostock. “Ich hab schon versucht, Jo. zu erreichen, aber er geht nicht ans Handy.”

Mit aufsteigender Unruhe beruhige ich doch meine Tochter. “Er will ja vor 20 Uhr nicht zurück fahren” antworte ich, weil ich annahm, dass der Unfall sich grade ereignet hatte. Ich war den ganzen Nachmittag mit dem Kühlen meiner Zahnschmerzbacke beschäftigt, ich hatte noch keinen Sinn für Nachrichten. Ich nehm mein Handy schnell zur Hand und versuche Sohnemann auch noch zu erreichen. Diesmal hat er das Handy bei sich und erleichtert höre ich seine Stimme. Von dem schweren Unfall auf der Autobahn haben sie noch nichts erfahren.

Als er am Abend mit seinen Freunden heil und wohlbehalten eintrifft, bin ich erleichtert. Sie haben nach meinem Anruf eine andere Strecke für die Rückfahrt gewählt und sind auch dort von einem Sandsturm in den anderen gekommen.

“Wann seid ihr dann heut losgefahren?” frag ich. “Um halb eins” antwortet er.

Wie ich aus den Nachrichten erfuhr, ereignete sich gegen 12.50 Uhr der folgenschwere Unfall auf der Autobahn A 19, bei dem 8 Tote zu beklagen sind. Die Jungs waren dieser Katastrophe sehr nah gekommen. Doch weil sie vorher abbiegen mussten um auf die A 20 zu kommen,

hätten sie diesen Unglücksort zum Glück nie passiert und ihre Spritztour endete nicht in einem Drama, wie für viele andere, von denen für einige an dieser Stelle das Leben sogar plötzlich ausgelöscht wurde.

LaWe

bonanzaMARGOT - 9. Apr, 13:57

womit wir wieder mal beim thema "wahnsinn (oder virus) auto" wären.
solche katastrophen werden im kleineren maßstab wie atomunfälle von der gesellschaft ohne nennenswerte konsequenzen hingenommen.

Lange-Weile - 9. Apr, 16:27

Wahnsinn

Hallo Bo.,

das trifft es - Wahnsinn Auto - man sieht an solchen Ereignissen, wie plötzlich alles kollabieren kann. Wir Menschen beherrschen im Grunde nichts, nur wollen wir davon nichts wissen.

Jetzt sind erst einmal die großen Landwirtschaftsflächen aus der DDR an der Katastrophe schuld . Als ob die gestern und all die Jahre davor nicht da waren. Ich frag mich, ob die Planer einer Autobahn das Umfeld im weiteren Sinne solche Gegebenheiten mit in Betracht ziehen sollten. Sandstürme sind zwar nichts neues, aber auf Grund der stetigen Verfestigung der Ackerböden durch die Technik. kann sich bei Sturm eine Schlitterbahn für Sand entwickeln.

In Schleswig Holstein müssen die Landwirte Hecken - sogenannte Knicks - durch ihre Felder anpflanzen und pflegen. Ich denke, darum wird man hier im Flachland von MeckPom. auch nicht mehr herum kommen.

Die Jungs sind wieder los. Mit der Unbeschwertheit der Jungend ziehen sie von einem Skateplatz zum anderen, weil alles, was nicht zu Hause vor der Tür ist, interessanter scheint.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 9. Apr, 16:50

Niemals wird es eine Technik oder Planung geben, welche alle gefährdenden Faktoren abschätzen und einberechnen kann. Die Umwelt verändert sich ständig. Wo einst keine Überschwemmungen waren, treten plötzlich welche auf; und Erdbeben halten sich nicht an die erwartete Stärke etc.
Dasselbe gilt für die Technik, die oft erst in der Praxis ihre Mängel offenbart. Vom Faktor Mensch ganz zu schweigen.
Lange-Weile - 10. Apr, 10:46

Demut

Hallo Bo.,

nach den traurigen Ergeinis während der Loveparade in Duisburg meldet sich ein Geistlicher zu Wort. Die Menschen sollten demütiger werden. Das war für mich das Schlüsselwort für die Zukunft.

Mit dem Wissen, Können und Fähigkeiten, die der Mensch über Generationen und Zeit seines Lebens erworben hat, sollte er sich täglich auf seine Demut besinnen. Nie werden wir Menschen die Natur uns unterwerfen können. Ein gesundes Zusammenspiel Natur und Mensch funktioniert nur, wenn sich der Mensch der Natur unterordnet, ihr mit Demut begegnet. Das kann eigentlich nur ohne Commerzgedanken funktionieren.

Man sieht täglich an den Naturkatastrophen, wie die Natur immer wieder nach einem Ausgleich sucht, wenn sie von dem Mensch aus der Balance gebracht wird. Die Natur zeigt den Menschen, wie winzig er im Grunde ist.

Jetzt wird der Vorgang auf der Autobahn von der Staatsanwaltschaft untersucht. Man mutmaßt, dass einer von den Fahrern zu schnell in die Sandwand gefahren wäre und damit vielleicht die Katastrophe ausgelöst hat.

Den Toten und ihren Hinterbliebenden wird es nicht mehr nützen.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 10. Apr, 11:28

der einzig richtige weg für weniger verkehrstote wäre, wenn man den verkehr selbst eindämmen würde. es ist doch ein wahnsinn, was da tagtäglich an lkws und kfz-wagen über unsere straßen rollt.
hinzu kommt, dass die autos viel zu ps-stark und zu schnell sind, um vom menschen in ausnahmesituationen noch kontrolliert werden zu können.
aber es sieht ganz so aus, dass man an einem gesamtgesellschaftlichen umdenken nicht interessiert ist. stattdessen sucht man sich im einzelfall einen schuldigen und spricht jedes jahr dieselben ermahnungen an die autofahrer aus, wie sie sich bei nebel, glätte etc. zu verhalten haben - und das war`s. bis zum nächsten super-crash.
mich stört dabei nicht mal, dass wir so weitermachen. mich ätzt die damit einhergehende heuchelei und ignoranz an. wenn man nichts ändern will, soll man es verdammt noch mal auch zugeben und nicht so machen, als ob man da und dort mit ein paar pflastern die situation nennenswert entschärfen könnte.
das selbe gilt für die atomtechnik.

wir verhalten uns aber ähnlich einem kettenraucher, der sagt, dass man schließlich auch an was anderem sterben könne, und dass auch nichtraucher lungenkrebs bekämen ...
nein, wir sind einfach nicht ehrlich zu uns selbst, und das bringt mich am meisten auf die palme!
Lange-Weile - 10. Apr, 12:07

kein Interesse

Hallo Bo.,

zufällig sah ich vor ein paar Tagen einen Talkrunde, die über Alkohol am Steuer sprachen. Alle, die am Tisch saßen, hatte ihre Fahrerlaubnis wegen Alkohol am Steuer abgeben müssen. Plötzlich stand die Frage im Raum, warum man in Deutschalnd 0,8 Promill überhaupt erlaubt und warum 0,0 Promill nicht besser wäre. Die Frage Trinken oder Fahren liese sich ohne Alkohol im Blut sicherer beantworten, als mit 0,7 Promill Alkohol im Blut.

Einer der Teilnehmer erzählte, das Frau Soundso dies auch aiuf ihr politisches Statement geschrieben hätte, aber man hätte sie Verdammt und nicht nur das. Sie wäre regelrecht geächtet worden, auch aus den politischen Reihen. Und warum das?

Die Alkoholinstrustrie - sie bekam die Lobby von der Regierung.

Ich denke, ähnlich ist es auch in vielen anderen Wirtschaftsbereichen. Die Auto- und Ölindustrie wird an einer Verkehrseindämmung kein Intersse haben. Wer heut mit dem Auto nicht mobil ist, kann 99% der Jobs gar nicht mehr ausüben und er ist dazu verdammt, am Hungertuch zu nagen.

Ich will nicht wissen, wieviele Produkt von Nord nach Süd und umgekehrt über die Autobahnen transportiert werden. Das selbe gilt auch für die Arbeitnehmer.

Die Ölinstustrie klascht in die Hände und verdient sich dumm und dämlich.

Auch die Atomindustrie wehrt sich jetzt gegen Abschaltungen. Sie werden keine Rücklagen für erneuerbare Energie - wie vereinbart im Gegenzug zur Laufzeitverlängerung - mehr machen. Daran ist ersichtlich, dass die Atomindustrie Frau Merkel schon im letzten Sommer das Messer an die Kehle gesetzt hat und sie vor dem Entweder Oder gesetzt, wenn sie den Deal nicht eingeht. Aus Tschernobyl und Fukushima haben die Deutschen nicht gelernt. Erst wenn hier vor der Tür etwas passiert und Menschen weitläufig aus ihrer Region ohne Hab und Gut flüchten müssen, werden sie für eine ernsthafte Einlenkung bereit sein. Ein Atomunfall z.B.im Ruhrgebiet. Kaum vorstellbar, welch Konsequenzen auf Grund der hohen Bevölkerungsdichte dies auf die Menschen hat.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 10. Apr, 13:04

dass die industrie großen einfluss auf die politik hat, ist schon lange kein geheimnis mehr. man streitet sich ja nur noch um die größenordnung dieses einflusses.
eine kritik nur an den politikern wäre viel zu kurz gegriffen.
was ist denn mit dem sogenannten mündigen bürger?
letztlich ist es seine entscheidung, wie viel er ißt, trinkt, raucht ..., wie viel strom er verbraucht und wie viele und wie große autos er fährt. offensichtlich erklären wir uns als mündiger, als wir es in wirklichkeit sind. denn nur so läßt sich das dekadente konsumverhalten der meisten menschen erklären.
die industrie zieht sich ja zu gern aus der verantwortung, indem sie die entscheidungsfreiheit des verbrauchers ins feld führt. angeblich wollen wir die materialistische, verschwenderische und naturzerstörerische welt ...
angeblich sind wir alle mündige aber oberflächliche idioten, und die industrie produziert einfach nur nach unseren bedürfnissen.
proteste wie bei stuttgart 21 zeigen, dass es nicht ganz so ist. es gibt eine neue "grüne welle" in der bevölkerung, die sich noch nicht dumm gefressen oder gesoffen hat.
hoffentlich verflacht diese welle nicht wieder ...
die politik reagiert immer nur. auch die bevölkerung reagiert. und die industrie ja sowieso - im kapitalistischen sinne. tja.
alle sind wir zu trägen materialisten geworden.
alle?
nein, ein dorft in gallien ...
creature - 9. Apr, 18:10

hab an dich gedacht als ich von dem unglück hörte!
schönen gruß aus wien, da gibts keine sandstürme und erlaubt ist bei uns nur 130 kmh, wie in fast allen staaten der welt.

Lange-Weile - 10. Apr, 10:33

Geschockt

Hallo Creature,

ja..das Ereignis ist wirklich grausig. Noch heut ist eine Seite der Straße gesperrt. Der Straßenbelag muss ersetzt werden. Die Menschenleben können nicht ersetzt werden.

Ich bin kein Autofahrer und daher kaum mobil. Das Leben richtet sich ganz anders aus. Doch wenn ich als Mitfahrer auf der Autobahn bin, dann wird mir immer mulmig, obwohl die Verkehrsdichte auf der Autobahn hier bei uns oben im Osten von Deutschland im Vergleich zum Süden Deutschlands eher dünn ist und trotzdem reicht so ein plötzlicher Stop, so viele Autos aufeinander krachen zu lassen.

Als Mitfahrer war ich auch in Schweden und Norwegen unterwegs. Dort darf man auch nicht schneller als 120 oder 130 fahren. Ich fühlte mich auf diesen Straßen um einiges sicherer. Keine Drängelei um zu Überholen und freundliches Vorbeilassen, wenn einer überholen wollte. Ein Fahrstil, der mit dem Hetzen auf den Autobahnen in Deutschland nicht zu vergleichen ist.

Gestern konnten sie die Toten erst identifizieren und viele Menschen werden geschockt werden, bevor sie trauern können.

Aber die Raserei geht weiter.

Gruß LaWe

creature - 10. Apr, 12:16

der mensch ist auch nur ein affe ohne haare der denkt er kann das universum beherrschen, siehe fukushima und vieles andere.
bonanzaMARGOT - 10. Apr, 13:07

das wäre schön, wenn der mensch nur ein affe wäre, creature.
aber ich weiß, wie du`s meinst.

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