was blieb

1/4 Jahrhundert, wie gewaltig sich dies anhört. Aber 25 Jahre  ist halt der 4.Teil eines Jahrhunderts.

Vor 25 Jahren 

Mein 3. Kind hatte sich nach ein paar Tagen Wartezeit nach den errechneten Geburtstermin  dazu entschlossen, auf die Welt zu kommen. “Mein letztes Kind kam sehr schnell auf die Welt” sagte ich damals meiner Betreuerin im Krankenwagen auf den Weg in Klinik. Mit Sondersignal und Blink Blink nahm der Krankenwagen danach Fahrt auf. Aber so schnell sollte es dann doch nicht gehen. Es nahm sich noch ein paar Stunden Zeit, wartete bis sein Vater auch in die Klinik kam. So gegen 16 Uhr waren wir zu dritt, Sohnemann war geboren. Ein großes Baby erblinkte die Welt, die sich vor seinen noch  geschlossenen Augen wandelte. 

Auf den Straßen tobten die Unruhen.

Niemand wusste, was kommen wird, doch jeder wusste, so kann es nicht weiter gehen. Es ging was in der Luft, was unsere Welt auf den Kopf stellen sollte.  Das Volk ging auf die Barrikaden, war voller Wut und Hass auf die Politiker, die Politiker waren sprachlos. In ihre ideellen Welt gab es keine Revolution der Arbeiter und Bauern. Eine solche Volksbewegung im sozialistischen Staat war undenkbar. Doch das undenkbare geschah, jeden Tag und jeden Tag etwas heftiger. Demonstrationen auf den Straßen mit den deutlichen Hinweis: “WIR sind das Volk” Ein Politiker nach dem anderen ging vor  unseren Augen in die Knie, das Volk hatte nun die MACHT.

Lenin beschrieb

in seinen zahlreichen Werken diese damals entstandene Situation als Gesetzmäßigkeit wie folgt: “Wenn die unten nicht mehr wollen, die oben nicht mehr können und  es besteht bereits ein neuer subjektiver Faktor (Parteien, Vereinigungen etc.) dann ist eine revolutionäre Situation erreicht” Davon hatte ich mal in der Schule  gehört, Wir recht der Mann hatte erkannte ich vor 25 Jahren ganz deutlich. Dies 3 Säulen kennzeichnen eine revolutionäre Situation.

Dem Volk wurde 40 Jahre der Marxismus/Leninismus  gepredigt,

nun war es soweit, eine der zahlreichen Theorien wurde bestätigt. Das Volk machte zur Überraschung der Politiker  von damals eine gewaltfreie  Revolution nach Feierabend, denn an keinem Tag wurde die Arbeit niedergelegt.

Heute ist Sohnemann

25 Jahre alt  geworden. Von der DDR hörte er nur aus meinen Erzählungen und im Geschichtsunterricht. Für ihn gibt es nur ein Land – Deutschland. Selbst die (West)Mark ist nur noch dunkel in deiner Erinnerung. 

Vor kurzem entdeckte

ich hinter einem Bild, das schon seid Ewigkeiten an der Wand im Wohnzimmer hängt, einen Zwanzig Markschein aus der Zeit von damals. Wie durch ein Wunder entzog  der Schein sich dem Währungsumtausch.   

La We

bonanzaMARGOT - 6. Nov, 12:13

damals sah das geld noch wie geld aus ...
wie schnell die zeit vergeht, und wie schnell wir uns an den wandel gewöhnen - als hätte es nie etwas anderes gegeben. wahrscheinlich ist das ganz gut so. man muss im strom bleiben. wenn man sich dagegen stemmt, wird man weggespült oder als mensch sehr schnell verschlissen.
ja, gott sei dank ging damals alles friedlich über die bühne. revolutionen fordern oft einen hohen blutzoll. wichtig allein ist, dass die revolution von einer mehrheit getragen wird. oft weiß man nicht, wohin die reise eigentlich gehen soll. im falle der ddr war ziemlich schnell klar, dass sie sozusagen von der damaligen (imperialistischen und kapitalistischen) brd geschluckt werden würde. nur ein paar idealisten hofften darauf, dass man ein paar sozialistische werte hinüber retten könne.
tja. jede revolution hat auch seine verlierer und enttäuschungen ...

Lange-Weile - 7. Nov, 09:52

düstere Stimmungen

Hallo Bo.,

dem Geldschein sieht man die 24 Jahre wirklich nicht an, aber er wurde auch genau solange nicht mehr rumgereicht.

Die Stimmung damals lies anfangs keinen Schluss zu, wohin die Reise gehen wird, Nur allen war klar, ein Zurück gibt es nicht mehr, auch wenn die Regierung damals etwas anderes erhoffte. Konzepte für Krisenzeiten diese Art gab es nicht. Dabei erhält die "Revotionsthoerie" von Lenin keine Hinweis darauf, auf welchen System sie sich bezieht. Sicher , damals glaubte man, dass die Wurzel allen Übels im kapitalistischen System läge und es in unserem damaligen System keinen Grund mehr zur Unzufriedenheit der Menschen geben dürfte, wie sie die Besitzer der Produktionsmittel wären. Laut Karl Marx hat nur der die Macht hat, der die Produktionsmittel besitzt.

Doch an diese "Wahrheit" glaubten die Menschen nicht und so machte die Regierung die Rechnung ohne die Menschen und die düstere Stimmungen wurde schön geredet.

Zum Glück war das streben der meisten Menschen Richtung Westen. nachdem das Ventil geöffnet wurde, gab es für die meisten keinen Grund mehr, übereinander her zu fallen. ich denke, hätte es dieses Ventil nicht gegeben, wäre vielleicht auch sogar hier Blut geflossen.

Ich wünsche dir noch schöne Tage in Berlin. Dort werden sicher viele Richtung ehemaliger Mauer pilgern und Gedenkstunden abhalten. Du bzw. ihr bist jetzt mittendrin

LG La We

bonanzaMARGOT - 7. Nov, 10:44

danke!
... und dazu der streik der s-bahn.

dir ein schönes wochenende!
Lange-Weile - 7. Nov, 10:51

hihihi...

Hallo Bo.,

paradox...an denkwürdigen Tagen wie diese, an denen u.a. auch die Reisefreiheit für alle gewürdigt wird, schränkt die Bahn die Reisefreiheit ein ;-))

Ist dieser Termin bewusst von der GDL gewählt worden ?

LG La We
bonanzaMARGOT - 7. Nov, 10:57

glaube ich nicht ... die streiken schon seit wochen - immer wieder für einige tage. diesmal fällt der s-bahn verkehr bis montag fast vollständig aus.
die u-bahnen sind überfüllt zu den stoßzeiten. mal sehen, was das am wochenende gibt, wenn viele besucher kommen ...
Lange-Weile - 7. Nov, 11:14

dumm geguckt

Hallo Bo.,

auf meinen Weg zur Sporthalle wechsel ich auch einmal in die S-Bahn. Gestern brauchte erst einige Zeit, bis ich geschnallt hatte, dass die S-Bahn ja auch vom Streik betroffen ist. Zum Glück gibt es zahlreich Bus- und Straßenbahnverbindungen, dass man sich in Rostock trotzdem gut bewegen kann.
Die Fernbusse können in diesen Tagen gute Geschäfte machen und werden sicher die Gunst der Stunde nutzen und ihre Preise kurzzeitig anheben.

LG La We
bonanzaMARGOT - 7. Nov, 13:09

fernbusse sind in der tat keine so üble alternative zur bahn. o. und ich fuhren mit dem fernbus von heidelberg nach berlin. es kostete wesentlich weniger als die db, die fahrt dauerte aber über 10 stunden - im vergleich: mit dem ice braucht man von mannheim nach berlin nur gute vier stunden.
vielleicht nehme ich für die rückreise wieder den fernbus. festgelegt habe ich mich noch nicht.
noch eine woche habe ich in berlin. dann geht dieser schöne reiseabschnitt zuende. wenn alles hinhaut, wie wir es uns vorstellen, werde ich in der zukunft berlin noch sehr oft "genießen" dürfen.

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