Fragen an den Herbst
Ohne ein schönes Herbst Bild gemacht zu haben, komme ich selten nach Haus. Nicht jedes Bild eignet sich, um es hier auch zu zeigen. Doch das zarte Geäst des Baumes vor einem Wohnblock auf dem Weg zur Straßenbahn sah im Vorbeigehen so schön aus, dass ich den Moment unbedingt festhalten wollte. Die Natur ändert ihr Aussehen momentan rasant und ich finde es auch dieses Jahr wie jedes Jahr spannend, dieser Veränderung zu folgen. Digitale Kameras machen es möglich, den Prozess auch festzuhalten.
“Wie viele Jahre noch werde ich meine Bilder noch machen können?” fragte ich mich beim letzten mal, als ich mir die Bilder ansah. Ich befinde mich auch im Herbst, wenn man ein Menschenleben mit der Jahreszeit vergleicht. Noch sind meine Tage nicht gezählt und aus heutiger Sicht auch noch nicht die Jahre. Aber ein Leben für die Ewigkeit wird auch nicht auf mich warten.
Mit dem älter werden bestaune ich den Wandlungsprozess der Natur mit wachsender Interesse.
Wo waren nur früher meine Augen, frage ich mich dann manchmal?
Gehört es zum älter werden dazu, wenn man sich mehr und mehr dem Wunder der Natur bewusst wird?
Wird die Natur auch bis zum letzten Tag die Faszination auf mich ausüben, wie jetzt?
So wie die Äste und ihre Verzweigungen am entlaubten Baum sichtbar werden, werden auch im Alter menschliche Eigenschaften und gelebte Lebenseinstellungen sichtbar. Das Gesicht im Alter kann trotz Falten freundlich aussehen, weil Lachfalten die Mimik geprägt haben. Aber auch Griesgram, chronische Unzufriedenheit oder z.b.dauernde Traurigkeit hinterlassen ihre Spuren im Gesicht. Gehe ich im Alter nach vorn geneigt, weil eine gewisse Resignation mein Leben beeinflusst hat oder kann ich mich trotz alter Knochen immer noch einen aufrechten Gang pflegen?
La We