Zickenterror
In der Urnatur stecken in jedem Menschen auch animalische Eigenschaften, die sich ab und zu mal deutlich zeigen. So bettelt der eine wie ein Hund oder schlägt mit den Flügeln wie eine Henne, benimmt sich wie ein Schwein oder ist hinterlistig wie eine Schlange kann schnurrend um die Beine schleichen wie eine Katze oder drauf gehen wie ein Stier.
Gestern Abend hatte ich eine Begegnung mit einer Superzicke und zu meinen Unglück hatte sie mich auserkoren, ihre verkorkste Seele an mir zu reiben.
Sie ist aufgewachsen in einem Familienklima, in dem man sich mit derben verbalen Zuwendungen wie “Ich schlag dich tot” oder “Ich bring dich um” untereinander Aufmerksamkeit schenkte. Wegen dieses derben Umgangstons musste sie auch den Verein verlassen, niemand hatte wirklich Bock sich im Anfall von ihrer Hysterie derart beschimpfen zu lassen.
Ihr Freund hatte eine Narbe am Hals und die stammte vom ihr. Weil er sie im Höhepunkt ihrer Hysterie ansprach, nahm sie kurzerhand das Messer und setzte an und heute ziert sein Hals eine 10 cm Narbe von der Schnittwunde, die sie ihm verpasst hat. Als er sich darüber beklagen wollte, wurde er vor meinen Augen vor ihr verbal niedergemacht, denn schließlich hätte er sie gereizt.
Mit dieser inneren Unausgewogenheit entschloss sie sich, sich als Sozialpädagogin ausbilden zu lassen. Jetzt geht sie auf dem Pfad der Tugend und will sich läutern, meldet sich im bei uns im AIKIDO-Verein wieder. Mit ihren heiligen Versprechen "”Ich werde niemanden auf der Matte verbal angreifen” kehrte sie vor ein paar Wochen wieder zurück und löste so etwas wie Schmeichel bei meinem Trainer aus. Vielleicht weil er glaubt, er hätte den wieblichen Stier gezähmt und verliert damit seine Neutralität als Trainer auf der Matte.
Seid ihrer Rückkehr auf der Matte sieht sie mir nicht in die Augen und das, obwohl wir uns immer, wenn wir uns früher trafen – trotz ihrer Aggression – nett unterhalten haben. Heut verwendet sie im Gegensatz zu dem früheren offene und damit ehrlichen Aggressionsverhalten eine subtile Form, die sie ausschließlich auf mich lenkt. Es fallen laute Sätze wie “Du bist so grob.Ich bin doch kein rohes Stück Fleisch” Mit dieser Einstellung wird sie von meinem Trainer unterstützt. Das Mädel verwandelt mich vor den Augen der anderen in ein grobschlächtriges Wesen, dass ihr die Knochen brechen will. Dann wendet sich von mir ab, zeigt mir eine Art weiblichen Stiernacken, auf dem die Haare abstehen.
Gestern kam sie beim Angriff – der ja zum Üben von Abwehrtechniken gehört - in meine Hand und dabei streifte ein Fingernagel ihr Gesicht. Mit einem lauten Aufschrei und dicken Tränen im Gesicht zeigte sie auf mich und mein Trainer las mir die Liviten nach allen Regeln der Kunst. Dabei bebte zwischen uns die Luft flimmernd und elektrisierend. Ein zwanghaftes Verlangen stieg in mir auf: “Ich gehe, sofort und stehenden Fußes. So einen Blödsinn muss ich mir nicht antun” Während ich auf der Matte verbal von meinem Trainer in ihren Auftrag niedergemacht wurde, konnte ich nur mit Mühe meinen Fluchtgedanken unterdrücken. Dann ging er mit ihr ruhig und separat auf die Bank um mit ihr über den Vorfall, der keiner war – sie hat einen Moment zum Vorfall gemacht – auszutauschen.
Anschließend kam sie wie ein scheues Reh auf die Matte zurück und holte sich mit Augenaufschlag die visuelle Bestätigung, dass sie immer noch auf dem heiligen Pfad der Tugend ist.
Von meinem Trainer erhalte ich keine Unterstützung um ihre subtil ausgefeilte Aggression gegen mich auszubremsen und statt dessen erhalte ich von ihm ein Feedback, dass mein Trainingsstil unter aller Sau ist und macht sich zu ihrem Helfer, mich auszuschalten. Es ist egal, was ich meinem Trainer sage, ich hab unsauber gearbeitet und sie hat mit ihrer Kritik in jedem Fall recht und das nach 8 Jahren Training im Verein im Vergleich zu ihrer 2. Gastrolle im Verein.
Tja..da ist guter Rat teuer und ich gebe zu, solch eine subtilen Form der Aggression einer Zicke bin ich nicht gewachsen und deshalb gebe meinem Verlagen nach Rückzug nach.
Mit Zickenterror kann ich nicht umgehen, das ist für mich die unterste Schublade und mich ihm einfach so auszusetzen verdirbt mir für Tage die Freude am Leben wegen des würgenden Nachgeschmacks.
Ich kann´s nicht und ich kann zulassen, dass so ein Mädel auf diese Weise Energie von mir abzieht um selber vor selbst und meinem Trainer gut da zustehen.