Mittwoch, 19. August 2009
Wiedersehensfreude
Wann es beginnt, weiß ich nicht. Es ist ein schleichender und leiser Gang, der mich von mir selbst entfernt. Im Traum hat es ausgesehen, als wenn ich mich von mir selber abspalte. Während der Körper noch starr und fest mit dem Boden verankert ist, löst sich ein kompletter Körper noch einmal aus dem bodenständigen raus und geht seine eigenen Wege. Ohne Gruß zum Abschied, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er geht einfach weg und aus meinem Blickfeld. Ich hab gar keine Zeit, meinem Körper nachschauen oder gar mit einem Nachruf aufzuhalten. Meine tägliche Beschäftigung hat meine ganze Aufmerksamkeit und ich kann die scheinbar losgelöste Person, die die selbe ist wie ich, nicht mehr sehen, hab sie aus den Augen verloren.
Das erstaunliche ist, dass er mir erst mal gar nicht auffällt. Ich vermisse sie nicht – ich vermisse nichts. Erst wenn ich unkonzentriert werde, wenn mir Gegenstände aus der Hand fallen oder ich anderswo anecke, dann stellt sich ganz langsam das Gefühl ein, dass mir etwas fehlt, mir etwas verloren gegangen ist.
Später, wenn dann die Stimmung sich langsam absenkt und mir das herzliche Lachen aus dem Gesicht entfernt, dann bin ich mir ganz sicher, jetzt ist es wieder passiert. Ich hab mich selbst aus dem Auge verloren und das lässt meine Stimmung so langsam den Bach runter gehen,
So wie viele Wege nach Rom führen, gehe ich unterschiedliche Wege, um mich wieder mit der Person zu verbinden, die sich von mir klammheimlich entfernt hat.
Heut hab ich – nachdem die Wohnung endlich menschenleer war – mit klangvoller sphärischer Musik 90 Minuten Yoga gemacht. Nur ich und ich. Das heißt, es hat schon eine Zeit gedauert, bis ich mich wieder mit mir selbst verbunden fühlte. Dann kommt ein starkes Gefühl von Wiedersehensfreude in mir hoch.